Wandel als konstruktiver, dynamischer Prozess
Unter der Rubrik Standpunkt beleuchteten die beiden Co-Leiter Christian Brönimann und Stefan Ribler jährlich einen bedeutsamen Aspekt der Organisation Betula. Per Ende 2025 treten sie zurück.
Jahrzehntelange Erfahrung auf dem Prüfstand
2020 beauftragte der Verein Betula Studierende der FHS St.Gallen mit einem Praxisprojekt. Gesucht wurden die Wünsche und Hoffnungen, welche die Organisation Betula für eine gute Zukunft hegt und ob Betula weiterhin eine Co-Führung oder ein anderes Führungsmodell bevorzugen soll.
Die drei konzeptionellen Schwerpunkte Lösungsorientierung, Recovery und Sozialraumorientierung wurden als zentrale, Werte schaffende Umgebungen der Organisation gesetzt.
Erste Abklärungen ergaben, dass in Bezug auf die Führungsstruktur wie bisher eine geteilte Verantwortungsstruktur gewünscht wird. Die tief im Betrieb verankerte Kultur der Orientierung an reflektierten Werten und Haltungen als auch die gesetzte konzeptionelle Orientierung fanden in der Erhebung wohlwollende Resonanz.
Organisationsentwicklungsprozess als Startfeld für die neue Geschäftsleitung
Als Initianten des Prozesses zur Nachfolge der Ära Ribler-Brönimann hielten wir uns im nachfolgenden Organisationsentwicklungsprozess in der Meinungsbildung zurück.
Es war allerdings unser Wunsch und unsere Ab-sicht, dass die persönlichkeitsstärkenden Grundhaltungen auch in der erneuerten Organisationsform in ihrer Bedeutung und Stellung unangetastet bleiben.
Wir sind dankbar dafür, dass wir zu keinem Zeitpunkt fürchten mussten, dass beispielsweise durch eine zeitgeistige, dirigistische Rhetorik die über Jahre aufgebaute und eingeübte Organisationskultur infrage gestellt wurde.
Vier Wegweiser im Organisationsentwicklungsprozess
- 1. Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer: Ausrichtung der Konzepte im Hinblick auf höchstmögliche Wirksamkeit und Kundenzufriedenheit.
2. Gesetzgeber und Finanzierung: Orientierung an Rahmenbedingungen, Finanzierbarkeit, Bedarfsplanung.
3. Bedürfnisse und Möglichkeiten der Mitarbeiten-den: Orientierung an der Schaffung von attraktiven Arbeitsfeldern mit tragfähigen Werten und sinnstiftenden Strukturen.
4. Sozialraum Romanshorn / Oberthurgau / Ostschweiz: Orientierung an höchstmöglicher Ausrichtung der Betreuungsangebote in Bezug auf die Verbundenheit mit dem Sozialraum.

Stefan Ribler (links) und Christian Brönimann (rechts) übergeben ihr berufliches Lebenswerk nach über 30 Jahren einer neuen Geschäftsleitung. Typisch für ihr Profil: Auch den Übergabevorgang an die neue Geschäftsleitung nutzen die beiden als Gelegenheit, um Haltungen, Aufgaben und Verantwortung zu schärfen und auf die spezifischen Aufgaben der Zeit auszurichten.
Unter der Führung von Christian Brönimann und Stefan Ribler hat sich die Organisation Betula stetig entlang der sich wandelnden Bedürfnisse von Kunden und Kundinnen, der politischen wie auch der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entwickelt. Die Frage, ob sich die Organisation entwickeln soll, stand nie zur Debatte, sehr wohl aber das Wie. Die Fachlichkeit der beiden, ihr Wille und ihre ausdauernde Tatkraft zur Entwicklung und Gestaltung der Organisation, haben Betula weit über die Organisationsgrenzen hinaus als Pionierunternehmen beliebt und bekannt gemacht. Wir ziehen den Hut!
Beide haben die für alle Menschen grosse Herausforderung vorgelebt, nämlich was sie für sich selbst und für ihre betreuten Menschen stets gewünscht haben: Es möge gelingen – hoffnungsfroher Wandel und nachhaltige Entwicklung.
Peter Höltschi, Präsident Verein Betula
Zwei freie Stühle für andere Sichtweisen und Impulse
Die Meetings des Organisationsentwicklungsprozesses wurden von einer Fachfrau geleitet. In diesem Rahmen standen jeweils zwei freie Stühle bereit: Einer für Personen aus unserem Team und einer für eine Nutzerin oder einen Nutzer des Betula-Angebots. So holten wir Impulse und Voten direkt aus dem Team sowie von den Nutzerinnen und Nutzern in den Organisations- und Übergabeprozess.
Kontinuierliche Projektkommunikation
Mit einer kontinuierlichen Projektkommunikation zu Themen und Antworten aus dem Organisationsentwicklungsprozess geben wir den Angehörigen von Betula Gelegenheit, die Entwicklungsschritte des Organisationsentwicklungsprozesses nachvollziehen zu können.
Bereit für die Übergabe der Führungsverantwortung
Wir wissen heute, mit welchen Personen und Strukturen Betula den Weg in die Zukunft gehen wird. Zweieinhalb Jahre nach dem eigentlichen Projektstart im November 2022 blicken wir im Februar 2025 auf einen erfolgreichen und breit abgestützten Organisationsentwicklungsprozess zurück. Wir können Ende 2025 den Betrieb mit der Gewissheit verlassen, dass vieles getan werden konnte, um der künftigen Geschäftsleitung ein gesundes Fundament und gute Startbedingungen zu geben.
Die neue Führung der Organisation darf kompetenten und aussergewöhnlich feinen Menschen vorstehen, die in aussergewöhnlichen Situationen leben.
Auch die erste der zahlreichen unscheinbaren Betula-Kernqualitäten bleibt erhalten
Eine besondere Qualität der gesamten Organisation Betula ist die Fähigkeit, dass sich Nutzerinnen und Nutzer des Betula-Angebotes grundsätzlich aus eigenen Stücken, aus freiem Willensentscheid für unsere Angebote entscheiden. Unsere Kompetenz besteht im Anbieten attraktiver Angebote und in der freilassenden Begleitung in Situationen der Entscheidung.
Immer wieder Experimente
Vor langer Zeit hielten wir fest: «Wir müssen wohl oder übel auf den Zug mit dem Hilfsmittel Computer aufspringen». War es ein Experiment? Bedeutsamer war bis heute unser wachsendes Bewusstsein dafür, dass unsere Wohn- und Tagesangebote für die betreuten Nutzerinnen und Nutzer eine konsequent kostbare Erfahrung sein müssen, die sie zum Denken, Fühlen und Wollen inspirierten. Täglich. Vieles deutet darauf hin, dass allein ein solcher engagierter Rahmen die wärmende Kraft ist, welche beim Entwickeln der ICH-Kräfte hilft, um die Schwierigkeiten und die Leiden des freiwilligen Wandels zu überwinden.
Christian Brönimann und Stefan Ribler

Betula bietet ein Angebot, das sich konsequent an Bedürfnissen und Wünschen von Nutzerinnen und Nutzern orientiert. Damit kreiert Betula ein Umfeld, das die Ich-Kräfte stärkt und Lernerfahrungen für gelingende Lebensgestaltung unterstützt.
Wir danken!
Wir blicken auf einen 36-jährigen Entwicklungsprozess zurück, bei dem wir nie wussten, wie unsere Organisation schlussendlich aussehen wird. Vorhersehen liess sich der Wandel nie.
Die Co-Leitung von Betula innezuhaben, verbinden wir mit einem riesigen Dank an alle, die uns – dank und trotz – unserer Kanten, dem erneuernden und werte bildenden Wandel vertraut haben. Manchmal bedeutete Wandel – je nach Perspektive – Herausforderung, Krise, schmerzhafte Lernerfahrung und froher, dankbarer Rückblick auf erreichte Ziele.
Wir fühlen uns privilegiert, über 36 Jahre Kontakt zu grossartigen Menschen gepflegt zu haben, und sind auch ein bisschen stolz, dass wir mithelfen durften, grossartige Menschen für die Nachfolge gewinnen zu dürfen!
Christian Brönimann und Stefan Ribler
Künftige Betula-Führungsstruktur

Eine Peer-Mitarbeiterin koordiniert die Ideen, die Kritik und die Verbesserungsvorschläge des Bewohnerrats und rapportiert direkt an die Geschäftsleitung.
Wandel im Angebot Tagesstruktur
Im Jahr 2024 wurde der langjährige Leiter Tagesstruktur pensioniert. Pascal Engler hat diese verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Unter seiner Leitung wurde das Angebot an das Nachfrageinteresse von Nutzenden angepasst.
Neben geschätzten Tätigkeiten wie Verpackungsaufgaben, kreativen Arbeiten, Gartenpflege und dem Verkauf am Wochenmarkt kommen: die Produktion von Kalumet-Anzündhilfen sowie die geplante Bewirtschaftung einer Ackerfläche neu hinzu. In der Cantina (24-Stunden-Angebot) übernehmen neu betreute Mitarbeitende das Tagesgeschäft an bestimmten Tagen eigenständig.
Ein bedeutender Wandel ist die Einführung des Bezugspersonensystems, das eine engere Begleitung und eine höhere Partizipation der Beteiligten ermöglicht.
Pascal Engler, Luca Zanini und Conny Vogler

Mitmachen und dabei für die eigene Persönlichkeitsentwicklung profitieren
Freiwilligkeit bereichert unseren Alltag
Im Jahr 2024 wurden im Betula 220 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Wir erleben sehr gute Erfahrungen mit den Freiwilligen und sind sehr dankbar für diese Unterstützung!
– Finde und pflege neue soziale Kontakte.
– Bringe deine Persönlichkeit und Fähigkeiten ein.
– Unterstütze Einzel- und Gruppenaktivitäten.
Die Freiwilligenarbeit ergänzt und unterstützt die bezahlte Arbeit.
Freiwillige finanzielle Beiträge für Unterstützungs- und Aktivitätenfond
– Betula-Projekte finanziell unterstützen.
– Finanzielle Not von betreuten Menschen lindern.
Spendenfond für den Verein Betula
Konto Thurgauer Kantonalbank
IBAN CH34 0078 4172 0019 1390 3
Allgemeine Spendengelder werden zur Deckung ausserordentlicher Aufwendungen und zur Tilgunglangfristiger Verbindlichkeiten des Vereins eingesetzt.
Freiwillige finanzielle Beiträge für Projekte ermöglichen finanzielle Bedürfnisse zu stillen und helfen in Notsituationen.
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