Sozialpädagoge in Ausbildung im Blickfeld einer Ausbildnerin 15 | 52

Woche 15: Blick zurück: Ivo Reich zieht nach sechs Monaten als Sozialpädagoge in Ausbildung eine erste Zwischenbilanz und betrachtet verschiedene Dimensionen, welche er zu bewältigen hatte.

Ein nachdenklicher, aber auch zuversichtlicher, Ivo Reich zeigt sich in diesem Clip:

Er habe in diesem halben Jahr keine starken Zweifel bezüglich seiner Entscheidung gehabt, kleine „Zweifelchen“ vielleicht hinsichtlich der Auslastung, er sei aber mit seiner Entscheidung nach wie vor glücklich.

„Es wäre überheblich, nach einen halben Jahr zu sagen, dass man den Beruf kann. Ich bin auf dem Weg dorthin.“ Diese Bescheidenheit (und „Demut“ vor den täglichen Herausforderungen) steht nicht nur einem angehenden Profi gut an. Wer von uns langgedienten Profis würde es wagen, von sich zu sagen, dass man den Beruf „kann“? – Angesichts all der Herausforderungen, die wir täglich meistern müssen, mit Konstellationen der Lebenswelten, die sich immer wieder in neuen Bildern zeigen, wo Fälle immer nur individuell zu lösen sind?

Galuske hat als einer unter anderen dieses Problem bezeichnet als das „professionsbedingte Technologie-Defizit“ der Sozialen Arbeit: methodisches Handeln basiert immer zunächst auf der Beobachtung, Analyse und Rekonstruktion einer individuellen Ausgangslage und Lebenswelt. Kein Profi weiss, wie sich die Gedanken von anvertrauten Menschen bilden, verknüpfen, verändern und reproduzieren. Daher kann es keine Sicherheit geben im Hinblick auf methodisches Handeln und  Intervenieren. Diese Einsicht könnte einen angehenden Profi sehr ernüchtern im Hinblick auf gesichertes methodisches Können. Galuske fordert als professionellen Ausgleich dazu eine „professionelle Selbstkontrolle“, im Hinblick auf „ Kontrolle der unbeabsichtigten Nebenwirkungen/, des Spannungsfeldes von Hilfeabsicht und Kontrolle, auf den „Selbstschutz der Professionellen vor angsterzeugender Unsicherheit und Überforderung“… (vgl. Galuske, (2004), Methoden der Sozialen Arbeit. Juventa)

Sehr überzeugend stellt Ivo Reich dar, dass er genau an diesem Punkt der Auseinandersetzung ist; er betont, wie sehr er sich in diesem halben Jahr hinsichtlich des Reflexionsprozesses entwickelt hat; Er sagt, dass er sein Denken / Handeln kontinuierlich hinterfragt, was offensichtlich in seinem privaten Umfeld nicht ohne Wirkung geblieben ist. Was genau meint das persönliche Umfeld damit, dass man redet wie ein Sozi?

Für die nächste Zeit hat sich Ivo als Ziel gesetzt, sein Handeln zu „verfeinern“, zu differenzieren. Er erhält  zunehmend Aufgaben in der direkten Bezugspersonenarbeit. Er möchte sich weiterhin, auch mit Unterstützung der Ausbildung, einen Überblick über das fachliche Feld verschaffen, seine, fachliche Kompetenz erweitern. Er wünscht sich eine grössere Selbstverständlichkeit des Handelns, er möchte „sattelfest“ werden. Eine weitere Entwicklung seiner fachlichen Kompetenz besteht in der Teilnahme an Vernetzungen mit Aussenstellen. Das sind wichtige und richtige fachliche Ziele, die er sich da gesteckt hat

Seine abschliessende Bemerkung, dass dies Baustellen sind, die nie fertig sein werden, kann man auch aus Sicht von langjährigen Professionellen nur bestätigen.

Rosmarie Arnold, Dozentin FHS

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