Stefan Ribler , Sozialpädagoge
In der Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation und der Positionierung dazu, lesen und hören wir immer mehr, dass die getroffenen und gelebten Massnahmen unverhältnismässig sind. Sie stünden in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen auf die Marktwirtschaft und ihre Protagonisten.
In einer differenzierten Betrachtung müssen wir da sicher auch die Frage stellen: Im Verhältnis zu was?
Im Verhältnis zur Anzahl wahrscheinlicher Toter?
Im Verhältnis zum Alterssegment der Toten?
Im Verhältnis der Kosten im Gesundheitssystems?
Im Verhältnis zur marktwirtschaftlichen Dynamik während und nach dem Lockdown?
Im Verhältnis zu tiefgreifenden Verwerfungen des Marktes?
Im Verhältnis zu den Gewinnverlusten?
So fragte eine Kommentatorin unter dem Post der NZZ «Nach SVP und Gewerbeverband will auch die FDP «möglichst schnell» wieder Läden öffnen»:
Die Frage ist doch, kostet das Virus mehr Leben oder kosten die Massnahmen dagegen mehr Leben? Oder anders gefragt: „Ist es richtig, einen gesunden 30-jährigen Mann in den wirtschaftlichen Ruin und Suizd zu treiben, damit ein polymorbider 90-jähriger Mann drei Wochen später stirbt?“
So gern würde ich nun, eine alles durchdringende und umfassende Solidarität fordern oder zu mindest wünschen. Entlang des gewachsenen Bewusstseins, dass eine der zentralen Voraussetzungen von Solidarität Toleranz ist, wackelt diese Forderung oder eben der Wunsch. Denn wenn wir von Toleranz sprechen, vom tolerant sein, dann klingt das edelmütig und wir nehmen Grosszügigkeit wahr. Allerdings: „Tolerare“ bedeutet im Lateinischen „erdulden, ertragen“. Und wenn wir Toleranz dann entsprechend als „Duldsamkeit“ übersetzen, klingt es gleich weniger heldenhaft. So oder so, die Herkunft des Wortes gibt es vor, eine Situation oder einen Sachverhalt zu tolerieren, bedeutet demnach, dass ich es als erstes ablehne. Ergo, tolerant sein kann ich nicht, wenn ich begeistert oder überzeugt bin, und auch nicht, wenn ich gleichgültig bin. Am Anfang der Toleranz steht ein negativ besetzter Impuls. Heisst, wir müssen also über das Ertragen, über das Aushalten reden. Wir müssen uns befassen mit dem Loslassen, um Neues zu erahnen, zu erfahren und zuzulassen. Somit wird klar, dass Solidarität sich zwar einfach anhört, aber es nicht leicht ist, diese auch konkret anzugehen und umzusetzen.
Wäre also mit Blick auf die Verhältnismässigkeit übersetzt, dass sowohl die Verfechter der darwinistischen Markwirtschaft (sie kommen jetzt schon wieder aus ihren Löchern gekrochen) wie auch die der verkommenen Planwirtschaft sich an einer neuen Anforderung an Solidarität orientieren.
Ist nun die Zeit gekommen, um neue Ordnungen auszusprechen, sich mit Gleichheit und Staatlichkeit auseinanderzusetzen, sich z. B. einem bedingungslosen Einkommen anzunähern, und unser zukünftiges Sein & Tun in anderen Kontexten vorzustellen?
Denn wie Goethe sagte: „Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein. Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“
1 Gedanke zu „Solidarität – einfach, aber nicht leicht“
ich frag eigentlich wann mal über die Menschen gesprochen wirt wo ihr weg aus der Isolation gefunden Langsam wieder Boden gefunden haben Freunde gefunden
wegbegleiter sich leben erkämpft haben und nun mit einem Pauke Schlag alles wider zurück wierft alt gewohnt konnte wider aufleben fuer ist ne fasche wahr nehmen in viel Länder wird selbst Mord Rate an stein Dann wird bag oder Robert Koch industoinen ne Natonale not stand ausrufen