Woche 29: Blitzlichter; Subjektive Blitzlichter zum Abschluss des ersten Einblickes ins Studium von Ivo Reich an der FHS. Der erste Besuch an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (Soziale Arbeit) ist jetzt abgeschlossen. Einige treffende Bilder nehmen nochmals die Atmosphäre des Studienortes auf.
Spaziergang durch Räume
Es ist nicht Roger Märklis erster Spaziergang durch Räume, es macht Spass, ihm zu folgen, ihn dabei zu begleiten; es ist sehr einladend, seinen Bildern zu folgen und dabei die eigenen Bilder spazieren gehen zu lassen. Ich als langjährige Dozentin an der FHS habe zu jedem dieser Bilder eine Erinnerung, eine Ahnung oder ein Wissen, wo diese Ausschnitte zu finden sind.
Spaziergänge durch Räume helfen, Raum bewusst zu erleben, Blicke auf den Raum zu ermöglichen, Schnittstellen zwischen Räumen zu entdecken.
Raum kann aus ganz verschiedenen Blickwinkeln gesehen und verstanden werden. Man kann den Begriff Raum als inneren, subjektiven Raum verstehen: als Raum, den wir in unserem Denken, Fühlen und Erleben konstruieren, projizieren und fühlen; Raum kann auch als das Dazwischen, als Beziehung zwischen Subjekten, zwischen Objekten, bzw. zwischen Subjekten und Objekten gesehen werden. Physikalische Betrachtungsweisen sehen Raum und Materie in einer engen Beziehung (Raum als Behälter, als quantifizierbares, berechenbares Gefäss bzw. Territorium), relative Raumkonzepte beziehen sich auf die dynamische Spannung gesellschaftlicher Funktionen. Räume können so auch als Träger von subjektiven und / oder soziokulturellen Bedeutungen verstanden werden (vgl. Bourdieu 1997, Das Elend der Welt, S. 159 „Ortseffekte“) – das bedeutet Raum und Orte als Manifestationen von gesellschaftlichen (Macht- bzw. Besitz-)Verhältnissen, wo sich Privilegierung, Abwertung, Ausgrenzung und Kooperation zeigen kann.
Im Bezug auf die eigene Entwicklung und Gestaltung der eigenen Lebenswelt kann mit einem inneren Spaziergang durch Räume der Suchprozess für die Aneignung und Gestaltung von uns noch unbekannten bzw. unentdeckten Räumen angeregt werden: Un-Orte (Orte, die wir gerne meiden, die zwar existent, aber unbekannt sind), können da zu Sozialen Orten, zu Begegnungsräumen mit anderen Menschen werden: Ein Spaziergang allein oder mit anderen durch den Vergangenheitsraum (was ist gewesen, wie wurde es erlebt, wie wirkt es nach?) – hinein in den Möglichkeitsraum (Wie könnte es sein, Was wäre, wenn..?) – in den Gegenwartsraum (was ist los? Was ist? Wie kann man das beschreiben?) – und dann weiter in den Zukunftsraum (wie sollte es sein, wie wünsche ich es mir?) kann ganz neue Räume und Blickwinkel für Begegnung, Aushandlung, Gestaltung eröffnen. Ich glaube fast, dass dies durch dieses SOAB-Projekt ganz sachte geschieht und schon geschehen ist…
So viele Menschen denken seit einem halben Jahr mit ihren Geschichten, ihren Erfahrungen, ihrem Beitrag zu ihrem Lebensraum mit, nehmen Anteil an den Geschichten anderer, da ist eine besondere Art von nicht direkt sichtbarem Zwischen-Raum entstanden.
Rosmarie Arnold, Dozentin FHS