Text & Bild von DANIELA EBINGER
Jacqueline Derungs sieht seit ihrer Geburt nichts. In ihren Ferien im Blindenzentrum IBZ in Landschlacht nutzt sie seit zehn Jahren das Angebot von Reitstunden bei Maya Probst in Altnau.
Mit Hingabe bürstet Jacqueline Derungs den Pferderücken. Das Reiten bedeutet für die Frau aus Basel ein Stück Selbständigkeit und Freiheit. Sie ist seit ihrer Geburt vollständig blind. Jacqueline Derungs kommt seit zehn Jahren in ihren Ferien ins Blindenzentrum und in die Reitstunden zu Maya Probst nach Altnau. Verschiedene Bewegungs- und Sportkurse werden vom Schweizerischen Blindenbund angeboten.
Die Reitlehrerin mit sozialpädagogischer Ausbildung stellt ihrer Schülerin das Sandviereck vor. Heute gehen sie zu Fuss über, die am Boden liegen. Eine Wippe gibt es auch, über die das Pferd laufen kann. Ein Vorhang, durch den geritten wird, sorgt auf dem Platz für Abwechslung sowohl für Pferd als auch für Reiter. Einiges kennt Jacqueline Derungs schon. Den Ritt durch den Vorhang hat sie noch nie erlebt. Sie ist gespannt, wie es sich anfühlt und ihr Pferd darauf reagiert. «Auf dem Pferd brauche ich für solche Übungen mehr Gleichgewicht», sagt die Reiterin.
Harmonie ist spürbar
Mit Hilfe der Pferdeführerin setzt sich Jacqueline Derungs auf die Trakehner-Stute Amazone. Sie reitet lieber auf einem Reitkissen als mit Sattel. «So spüre ich das Pferd besser.» Sie merke genau, wenn ein Tier motiviert oder aufgeregt ist. Die Bewegung auf dem Pferd empfindet sie aber meist als sehr harmonisch.
Vertrauen zum Pferd
«Die Übungen auf dem Sandviereck sind spannend und fordern meine Konzentration», sagt Derungs. Sie hat Vertrauen zu Amazone. Das Pferd kennt die Hindernisse bereits und läuft auch selbstverständlich durch die orangen Bänder des Vorhangs. «Maya Probst sorgt bei meinen Reitstunden immer wieder für neue Erfahrungen», sagt die Reitschülerin. Damit Jacqueline Derungs den Kopf gerade hält und gut aufrecht auf dem Pferd zu sitzen lernt, legt sie ihr nun ein kleines Stoffkissen auf den Reithelm. Jacqueline Derungs balanciert gekonnt.
Zum Abschluss der Übungen gehört immer ein kleiner, geführter Ausritt in den nahen Wald. Das geniesst die blinde Reitschülerin und sie kann sich dabei gut erholen. «Ich spüre gerne die Natur und den Rhythmus des Pferdes», sagt sie. Sie versuche dann jeweils mit dem Tier ganz eins zu sein und mit den harmonischen Bewegungen zu verschmelzen.