In loser Folge machen wir uns auf Spurensuche nach Antworten rund um Herausforderungen aus dem Feld der Sozialen Arbeit.
Diesmal Karin Morgenthaler im Interview mit Désirée Matuschek, Sozialpädagogin FH
Désirée, du wusstest nicht genau, was dich in diesem Interview erwartet. Bist du ein spontaner Mensch?
Ja. Und das liegt vielleicht auch irgendwie ein bisschen an meiner Arbeit, dass ich mir grundsätzlich nicht zu viele Pläne mache wie eine Sache ablaufen soll. Weil, meistens kommt es dann eh anders (lacht). Und darum glaube ich, dass ich grundsätzlich ein spontaner Mensch bin. In der Freizeit ist es manchmal umgekehrt, dort plane ich gerne und kann mich dann auch darüber enervieren, wenn es nicht so klappt wie ich wollte. In der Freizeit könnte man mich also als semispontan bezeichnen.
Du hast zu Beginn deiner Antwort das Thema «Arbeit» angeschnitten. Kannst du erzählen, was du arbeitest und welchen Ausbildungsweg du gewählt hast?
Ich bin Sozialpädagogin. Ich habe zuerst die FMS absolviert (Fachmittelschule) und dann zwei Praktika mit Erwachsenen und mit Kindern gemacht. Danach habe ich mir einen Ausbildungsplatz gesucht, weil ich gewusst habe, dass ich berufsbegleitend an der FH St. Gallen studieren möchte. Meine Anstellung fand ich in einem Sonderschulinternat. Innerhalb von 4 Jahren habe ich dann meinen Bachelor gemacht, das war 2014. Seit dem Abschluss arbeite ich in einer Organisation für Jugendliche in Ausbildung. Ich arbeite also insgesamt bereits seit 13 Jahren im Sozialwesen.
Was findest du, hat sich im Sozialwesen geändert, sowohl zum Positiven als auch zum Negativen, in den vergangenen 13 Jahren?
Immer ein grosses Thema sind die Finanzen und die Finanzierungen – ich weiss aber nicht, ob sich das grossartig ge- oder verändert hat in den letzten 13 Jahren. Und nun mit Corona wird das noch etwas schwieriger. Zum Beispiel wollten wir im Betrieb eine Nachbetreuung installieren, weil wir denken, dass genau das wichtig wäre für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Und das ist wahnsinnig schwierig, für solche Projekte oder Ideen dann finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Positiv sehe ich persönlich, dass der Wert der Professionalisierung anerkannt wird und es klar ist, wie wichtig eine gute, solide Ausbildung in diesem Bereich ist. Gerade in bestimmten Settings oder mit einer bestimmten Klientel kann es sogar gefährlich werden, Personal ohne Ausbildung einzustellen.
Wenn du einen Arbeitstag lang Entscheide im Sozialwesen fällen dürftest: welche drei Punkte würdest du ändern oder einführen?
Sicher den finanziellen Rahmen erweitern! Dass das soziale Regelwerk so gestaltet wird, dass man jeden Fall individueller anschauen kann und dementsprechend handeln kann.
Ebenfalls würde ich versuchen, einen Pott zu füllen für all die Leute, die irgendwie durch die Maschen fallen. Zum Beispiel, wenn Jugendliche (die in Organisationen wohnen) fertig sind mit einer Ausbildung und dementsprechend keine Ansprüche mehr auf Unterstützung haben. Dass man dort eine Zwischenlösung finden kann und auch finanziell unterstützen kann.
Und als Drittes würde ich am liebsten zaubern und mehr Anerkennung herbeiwünschen für den Job, den wir machen.
Kannst du mit einem Satz die folgenden Sätze vervollständigen:
Ich bin dankbar für…
Die Möglichkeit, das zu tun, was ich liebe.
Meine Arbeit bedeutet für mich…
Mehr als nur ein Beruf.
Wenn ich morgens aufstehe, ist das erste was ich mache…
Kaffee trinken.
Vielen Dank!