Teilnehmen können. Aktiv sein. Einen Teil vom Ganzen sein. Den Tag strukturiert haben. In Kontakt kommen. Aus den eigenen vier Wänden kommen. Abwechslung erleben. Die eigenen Fähigkeiten (wieder-)entdecken. Sei es im ersten oder im dritten Arbeitsmarkt. Ob als Berater in einer Bank oder als Mitarbeiterin in einer Beschäftigungswerkstatt. Gemeinsames Element ist: die Arbeit.
von Karin Morgenthaler
Ich persönlich gehe davon aus, dass jeder Mensch etwas Lernen, Leisten und Arbeiten möchte. Ich vertraue darauf, dass es möglich wäre, jeden Menschen die Arbeit machen zu lassen, welche sinnfördernd, sinnvoll und fordernd ist. Ich bin überzeugt, es gibt für jeden etwas zu tun, das ihm oder ihr Sinn bringt und Spass macht. Aber auch ab und zu herausfordert.
Ich bin mir sicher, dass wir Menschen eine Struktur benötigen. Klar ist es schön, mal – auch für längere Zeit – Ferien zu haben. Doch auch während einer dreimonatigen Reise strukturieren wir uns und stellen einen Wecker, um das Tagesprogramm zu machen, das wir am Abend vorher geplant haben.
Abläufe, auf die man sich verlassen kann, bieten Sicherheit und können dazu beitragen, Fähigkeiten und Fertigkeiten entweder zu fördern, oder zu erhalten. Gerade wenn das eigene Leben durch eine psychische Erkrankung, sei es eine Depression oder eine psychotische Phase, eh schon durchgeschüttelt und durchgerüttelt wird. Scheint alles um einen herum als instabil, wackelig und nicht mehr so, wie es einmal war, können eine Tagesstruktur und die Gestaltung des jeweiligen Tages Halt geben.
„Im dritten Arbeitsmarkt herrscht ja gar kein Druck, nicht so wie in der freien Wirtschaft“, mögen Kritiker vielleicht sagen. „Nicht realitätsnah“, soll es sein. Geht es denn wirklich darum, möglichst mit Druck zu arbeiten? Oder geht es nach einer psychisch herausfordernden Episode in erster Linie darum, sich wieder einzuleben, eine persönliche Förderung zu erhalten, akzeptiert und wertgeschätzt zu werden? Genau, die Frage beantwortet sich von selbst.
Eine Tagesstruktur hilft, dass alte Muster durchbrochen, neu gefüllt und nebenher neue Kontakte geknüpft werden können.
Gebraucht wird man, wie oben beschrieben, natürlich als Berater in einer Bank. Jedoch genau so sehr gebraucht werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer geschützten Werkstätte – ganz gleich wo. Gebraucht werden sie, um Aufträge zu erledigen. Gebraucht werden sie, um handwerkliche Kunstwerke für den Weihnachts- oder Jahrmarkt anzufertigen, die dann dort verkauft werden. Parat stehen dort persönliche Lieblingsprojekte, welche mit dem Team zuvor besprochen und geplant wurden. Es spielt keine Rolle, man kann es drehen und wenden wie man will: jede und jeder von uns wird irgendwo, irgendwie gebraucht. Die Kunst ist es, herauszufinden, was man eigentlich will, was einem Spass und Lust macht und mit welchem Inhalt beziehungsweise welcher Arbeit / Beschäftigung wir unseren Tag füllen wollen.
„Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten.“ – Aristoteles, griechischer Philosophe und Naturforscher
1 Kommentar zu „durchgeschüttelt und durchgerüttelt“
Ich habe zwar ferien und ich freue mich sehr! Aber mein schlafen ist gestöhrt weil ich nichts müdwerdendes wie arbeiten mache! Ich freue mich wieder auf die arbeit am 3.1 weil genau dieser rhythmus von arbeit und anderen menschen brauche ich und macht mich glücklich! So geniesse ich jetzt noch meine ferien!!
Danke für den blog