Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Es dünkt mich irgendwie fast schon etwas ironisch. Ein unsichtbarer „Feind“, das Virus, zwingt die Menschen dazu, in den Häusern und Wohnungen zu bleiben. Zwingt die Wirtschaft in die Knie, verhindert grosse Menschenansammlungen.
Und die Natur – der ist es egal. Die Bäume beginnen zu blühen, die Blumen machen sich parat, in den schönsten Farben um die Gunst der Bienen zu buhlen, die Wiesen färben sich sattgrün, die Tiere beginnen langsam sich für das andere Geschlecht zu interessieren.
Und der Mensch, der sich die Natur Untertan macht, der sich über jegliche Gesetze hinwegsetzt, der versucht Flüsse, Seen und Wälder zu kontrollieren, ist machtlos. Wobei nicht ganz machtlos. Der Mensch muss sich zurückziehen, in die eigenen vier Wände und, wenn er Glück hat, in den eigenen Garten.
Und während die Natur blüht und gedeiht und sich ausbreitet, schränkt sich der Mensch ein.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, ist es einmal umgekehrt: nicht der Mensch schränkt die Natur ein, sondern die Natur den Menschen.
Und so – es bleibt uns nichts anderes übrig – bestaunen wir doch die Natur, wie sie Blüten treibt, wie sich die Wiesen färben, und entschleunigen uns dabei.
Und all jenen Personen, die das Gegenteil von Entschleunigung leisten, nämlich Menschen, die im Lebensmittelverkauf, in Apotheken, Drogerien, in Spitälern, Heimen und im Sozialwesen arbeiten, welche momentan von den Entschleunigten über Social Media Dankeshymnen geschmettert bekommen, wünsche ich Durchhaltevermögen, Kraft und Zuversicht und: dass genau diese Berufe, diese Stützpfeiler dieser Krise, auch nach dem Covid-19 weiterhin jenen Stellenwert zugesprochen bekommen, den sie eigentlich haben – nicht nur in Krisenzeiten.
„Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen.“ – Marcus Tullius Cicero, römischer Politiker und Philosoph