Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Die perfekten Ferienfotos auf Facebook, das perfekt selbst gekochte Essen auf Instagram. Das Profilbild auf Facebook könnte genau so gut ein Bild in einer Mappe einer Modelagentur sein.
Der letzte Upload auf Instagram, ein Foto aus dem Fitnessstudio, die Muskeln definiert, kein Gramm Fett, keine Falten, keine Orangenhaut, keine Schwabbelhaut.
Perfekte Welten, perfekte Fotos, perfekte Menschen. Nur gesundes, selbst gekochtes Essen, 3 Mal in der Woche im Fitness, auch #outofbed perfekt gestylt und ausgeschlafen. Davon wimmeln die sogenannten «Feeds». Selbsternannte Influencer leben vor, was getan werden muss, um so erfolgreich, schön, schlank und selbstbewusst zu werden wie sie. Natürlich mit #Werbeplatzierungen.
Ein Foto, frontal geknipst, ohne Schminke, ohne Filter darübergelegt, provoziert Unmengen an Kommentaren. Von «sieht müde aus» über «mutig» bis hin zu «nicht schön» ist alles dabei.
Ein Foto, das Gesicht perfekt in Szene gesetzt, geschminkt, frisiert, und gefühlte acht Filter später, erhält ebenfalls viele Kommentare. «Wow», «wunderschön» lautet der Tenor.
Natürlich, es gibt auch andere Kommentare.
Was ich mich jedoch frage, wenn ich so Profile betrachte, die mir vorgeschlagen werden, weil ich irgendwann mal ein Salatrezept gegoogelt habe, und mir nun massenweise #healthyliving und #healthyandtasty Bilder vorgeschlagen werden, ist:
Ich, Mitte 30, meist mit beiden Beinen fest am Boden, stehe da drüber.
Menschen jedoch, bei denen der Boden oft uneben ist, vielleicht sogar irgendwo auf einem Seil über dem Boden balancieren, deren Leben gerade nicht so geradeaus geht, das Selbstwertgefühl nicht endlos ist: gehen die Bilder, diese perfekten Leben aller anderen Menschen, spurlos an ihnen vorbei?
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Und so hoffe ich, dass vielleicht irgendwann der Hashtag #mutig nicht mehr für ein Foto ungeschminkt und ungefiltert gleichkommt, sondern für das, wofür das Wort eben steht. Bungeespringen zum Beispiel.
«Die Gesellschaft hat uns eingeredet, wir sollten unser Leben lang wie ein 18-jähriges Model aussehen. Aber ich denke, ich kann genauso gut auch das sein, was ich bin.» – Clint Eastwood, US-amerikanischer Filmschauspieler, Produzent, Komponist.
1 Kommentar zu „#mutig“
Wundervolle Worte Karin
Danke
Mit einem zerknitterten morgen gesichts gruss severine