Sozialpädagoge in Ausbildung im Blickfeld einer Ausbildnerin 3 | 52

Woche 3: Keine Freude am Beruf mehr gehabt

Ivo Reich beschreibt in dieser Woche seine Motivation für den Berufswechsel vom Augenoptiker mit Meisterausbildung in die Soziale Arbeit. Er schildert eindrücklich, wie ihn der ursprünglich erlernte Beruf  zunehmend weniger erfüllt habe, das Berufsbild habe sich gewandelt. Mit der Zeit habe ihm der Beruf immer weniger Spass gemacht.

In ihrer Nationalfond-Studie haben sich Peter Schallberger und Alfred Schwendener mit Motiven für ein Studium in Sozialer Arbeit auseinandergesetzt1

Sie unterscheiden in ihrer Studie verschiedene Motivationstypen: eine erste Gruppe von Studieneinsteigern entscheidet sich für ein Studium im Rahmen eines biografischen Arrangements  mit arbeitsweltlichen Positionierungszwängen. Eine zweite Gruppe entscheidet sich aus dem Umstand heraus, dass man sich  entweder äusserlich oder innerlich zu einer beruflichen Neupositionierung gezwungen sieht. Bei einer weiteren Gruppe folge die Studienentscheidung dem Bestreben, „eine im Feld der Sozialen Arbeit bereits eingenommene Position langfristig zu konsolidieren – und dies, ohne dass die bisherige Praxis als in irgendeiner Weise krisenhaft erlebt wurde.“ (S. 612)

Ivo Reich kann schon auf vielfältige und anspruchsvolle Berufserfahrungen zurückgreifen und wirkt als  gestandene und kompetente, aber auch ruhige Persönlichkeit. Am ehesten „passt“ er daher zum Studientypus, welcher das Studium als „Prozess der Erlangung von Handlungssicherheit unter Bedingungen der Nicht-Standardisierbarkeit des Handelns“ (S. 628) versteht.

Das professionelle Rollenhandeln in der Sozialen Arbeit ist bestimmt durch diffuse und zum Teil widersprüchliche Vorgaben; das ist einer der Gründe, weshalb sich Professionalisierung der Standardisierung entzieht; das heisst aber nicht, dass sich Professionelle vermehrt bzw. ausschliesslich lebensweltliche Deutungs- und Handlungs- bzw. Hilfeleistungsmuster aneignen würden. Mit Unterstützung der Ausbildung, wie Ivo dies immer wieder explizit betont, wird der lebensweltliche Ansatz professionalisiert und auch auf andere Aspekte der Organisation fokussiert.

Wichtig ist Ivo, immer auch einen Teil seiner eigenen Bedürfnisse und Interessen zu leben, sein Bedürfnis nach Abwechslung, nach Kommunikation. Er sagt von sich, er sei ein Macher – ganz sicher bin ich nicht, ob das die ganze „Wahrheit“ ist… Dies Thema werde ich gerne in einem weiteren Blog aufnehmen.

Wahrnehmbar ist, dass sich Ivo sehr viele Gedanken macht. Dies  wird im Film deutlich, wenn er davon spricht, dass er sich in vielen Gesprächen mit dem Berufswechsel auseinandergesetzt habe, dass seine Motivation dadurch zunehmend gereift sei. Ganz wichtig war ihm dabei, seine Mitwelt auf den Weg zu nehmen, das Verständnis für seine neue berufliche Ausrichtung zu wecken.

Rosmarie Arnold, Dozentin FHS

1 Peter Schallberger, Alfred Schwendener, Studienwahlmotive bei angehenden Studierenden der Sozialen Arbeit, in: Neue Praxis 6/2008, S. 609 – 630

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