Woche 33: Die WG Tilia erlebt ein tolles Lager in Schnee und Sonne. Bericht aus dem Winterlager.
Ivo Reich berichtet von seinem ersten Lager mit der WG Tilia in Wildhaus.
Die Vorbereitung eines solchen Lagers, so berichtet Ivo Reich, beinhaltet sehr viel Vorbereitung und Organisation, das Vorausschauen auf mögliche unvorhergesehene Ereignisse, von welchen eines tatsächlich auch eingetreten ist (Schlittelunfall – welcher aber offensichtlich gut und professionell bewältigt worden ist).
Es gab viele Highlights in dieser Woche, das hört man gut aus dieser Sequenz heraus, schmunzelnd erzählt Ivo von verschiedenen Highlights bei Schlittelspass und Fondue-Abend.
Das wirklich Anspruchsvolle, das hört man gut heraus, ist aber das Durchhalten, das Dranbleiben, das Aushalten: Ivo sagt, er kenne es eigentlich schon, die Routine, die Alltäglichkeit auch solcher Auszeiten aus dem Alltag – er sei es schon ein bisschen gewohnt, er wiederhole sich auch gelegentlich in seinen Statements. Gerade dies macht meiner Ansicht nach aber auch die besondere Herausforderung an die Professionellen aus: es kann manchmal fast ebenso schwierig sein, sich in „pädagogischer“ Geduld zu üben, als immer in Bewegung zu sein, zu aktivieren, zu initiieren, Impulse zu geben.
„Im Zeitalter des Qualitätsmanagements und unter dem bedrängenden Gefühl der Zeitknappheit erscheint geduldiges Abwarten vollends als Zeitverschwendung, die mit dem Gedanken der Zeitökonomie kaum mehr in Einklang zu bringen ist. Sieht man die hektische Betriebsamkeit, die sich zunehmend in den pädagogischen Institutionen vom Kindergarten über die Schulen bis in die Universitäten hinein ausbreitet, so kann man in der Tat den Verlust der Geduld als ein Charakteristikum der Gegenwart ansehen.“ Brigitta Fuchs, Über die Geduld, S. 23 ff, in: Walter Eykmann/Sabine Seichter (Hrsg.) (2007), Pädagogische Tugenden. Verlag Königshausen &Neumann.
Geduld kann zunächst im Verhältnis zur Zeit betrachtet werden: Die physische und psychische Entwicklung des Menschen folgt eigenen Gesetzen und Logiken; die individuellen Lernrhythmen und Geschwindigkeiten sind von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich. Geduld schliesst daher auch die pädagogische Rücksicht auf Entwicklungskrisen mit ein.(vgl. aaO, S. 25)
Geduld ist aber auch als Verhältnis zu sich selbst – im Doppelsinn von Dulden/Erdulden – zu Affektbeherrschung bzw. Frustrationstoleranz – zu sehen: Ivo Reich wirkt reichlich müde am Abend nach dem Fonduessen – sachlich und zuversichtlich aber quittiert er diese Müdigkeit mit einer reflexiven Haltung, indem er die Ermüdungssituation in den Geamtkontext des ganzen Erlebnisses stellt, und dadurch ein Stück weit relativiert und versachlicht. „Die Grenzen seiner pädagogischen Wirksamkeit wird der Pädagoge ebenso schmerzhaft empfinden wie die Diskrepanz zwischen dem angestrebten Ziel und dem angestrebten Erfolg. Gerade diese Spannung und die mit ihr verbundenen Enttäuschungen drängen auf Ausgleich…Die Geduld des Pädagogen, seine Kraft des Erduldens und Duldens, mit der er Verzögerungen, Umwege, Trägheiten und Unverschämtheiten hinnimmt, beruht auf Selbstbeherrschung, also nicht so sehr auf den Umgang mit der Zeit, als vielmehr auf dem Umgang mit sich selbst.“ (aaO, S.28)
Die warme und humorvolle Art, wie Ivo diese Woche abrundet, zeigt genau dies: wie sehr doch der Alltag mit Menschen durch die Art und Weise des Umgangs der Menschen untereinander – trotz oder wegen – Professionalität geprägt ist.
Zm Abschluss noch ein Zitat zum Thema:
Die Ungeduld,
mit der man seinen Zielen zueilt,
ist die Klippe,
an der oft gerade die besten Menschen scheitern (Friedrich Hölderlin)
Rosmarie Arnold, Dozentin, FHS