Unbeantwortete Fragezeichen

Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …

Letztens habe ich eine Mail bekommen in Bezug auf diesen Blog. Und in dieser Mail war die Frage verpackt, ob ich denn immer eine Sozialarbeiterin bin – auch in der Freizeit. Oder wie das denn genau abläuft, wenn ich «mal nicht am Arbeiten bin».

Also, zuerst einmal freut es mich natürlich, dass der Blog gelesen wird. Dann, dass er zum Denken anregt. Und dann, dass er animiert, mir zu schreiben. Das ist wirklich phänomenal! Und trotzdem macht es mir etwas Bammel. Da man nun von mir eine Antwort erwartet, fundiert, reflektiert, auf den Punkt gebracht und hilfreich. Oder nicht?  Wer diese Blogs liest, weiss nun, dass ich zwar gerne Themen anschneide, ein wenig dazu schreibe und dann aber mit einigen Fragezeichen und unbeantworteten Fragen aufhöre. Und so, so wird es auch heute sein. Entschuldigung, liebe Fragestellerin.

Manchmal habe ich das Gefühl, dem Beruf der «Sozialarbeitenden», ähnlich vielleicht wie bei Psychologen oder Psychiatern, haftet etwas «Komisches» an. Manche Menschen wissen nicht so recht: kann ich nun sagen, was ich denke oder läuft dann im Hirn des Gegenübers ein Scannen ab, das nach instabilen Persönlichkeiten, Depressionen oder Manien sucht? Und: mögen «Menschen mit Berufen in dieser Sparte» überhaupt noch mit Menschen in der Freizeit zu tun haben? Und nein, liebe Leserinnen und Leser: diese Fragen habe ich wirklich nicht erfunden – sondern gestellt bekommen. Und eben, wie die oben gestellte Frage, wie läuft das dann ab, wenn Feierabend ist? Kann man da abstellen und abschalten, unbefangen nach Hause gehen?

Nehmen wir an, ich arbeite in einem Friseurgeschäft. Ich schneide, föhne, färbe, wasche Haare, mache Strähnen, kunstvolle Frisuren (ich wünschte ich könnte das!), und noch so viel mehr. Habe ich nun Feierabend, lasse ich das Geschäft Geschäft sein. Ich gehe noch einkaufen und vielleicht, ja vielleicht denke ich ab und zu: «Oh je, dieses «Blond» ist auch eher orange.» Oder so ähnlich. Weil, wenn ich eine Haarkünstlerin bin, ist der Beruf ja irgendwie auch Passion. Es verfolgt mich zwar nicht in der Freizeit, jedoch besonders gelungene (oder eben nicht gelungene) Haarprachten und -frisuren erregen meine Aufmerksamkeit – auch nach Feierabend.

Und etwa so ist es auch bei mir. Zwar fällt mir auch auf, wenn die Haare orange leuchten statt blond – ich habe jedoch nicht eine Lösung parat wie man das umfärben könnte. Das überlasse ich den Profis. Ich frage lieber nach, was denn passiert ist, dass die Haare so gekommen sind wie sie sind und richte eine Triage ein – an einen Coiffeur, der weiss, was er tut.

«Auch was wir am meisten sind, sind wir nicht immer.» – Marie von Ebner-Eschenbach, mährisch-österreichische Schriftstellerin

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