Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Sehe und höre ich mich um, weiss ich fast nicht wo anfangen. Er geht um. Überall. In voller Wucht und in einer Menge, die grösser kaum sein könnte. Ich rede vom Aktionismus.
Jeder Verein lädt Bewegungsvideos für das Training zu Hause rauf aufs Internet. Jede Tanzschule zeigt online einen Tanzkurs. Ich höre von Menschen, die in sozialen Einrichtungen arbeiten und von heute auf morgen ihren Bewohnenden hundert Angebote machen, wie sie den Tag verbringen können (sollen). Aktionismus in Höchstform.
Es sind noch keine Monate ins Land gezogen mit den verschärften Massnahmen und doch meint man, die Menschen müssten überfüllt werden mit Angeboten.
Will man das denn?
Ich stelle es mir etwas ironisch vor:
Menschen, die „sonst“ keinen Sport machen und gerne Velorennen im TV gucken, möchten plötzlich Line Dance machen, oder halten es kein Wochenende in der Wohnung aus, sondern möchten raus, den Säntis erklimmen.
Was machen wir denn, wenn dieser Lockdown noch länger dauert?
Wäre es nicht angemessener, das ganze Pulver nicht jetzt schon zu verschiessen?
Und sollten sich Menschen, die im Sozialbereich arbeiten, nicht eher darauf konzentrieren, wie es den Bewohnenden geht und etwas Normalität in dieser abstrusen Situation vorleben, statt so viele Angebote feilzubieten? Wäre es sinnvoller, Angebote „aufzusparen“ bis die Menschen diese selber einfordern oder nachfragen, wie die Freizeit gestaltet werden könnte?
Und ist es uns tatsächlich so unmöglich, unseren Bewegungsradius und unsere sozialen Kontakte für eine Weile einzuschränken?
Ruft nicht jeder nach Entschleunigung, und jetzt, wo man entschleunigen muss, möchte man nicht?
„Wer nicht zufrieden ist mit dem, was er hat, der wäre auch nicht zufrieden mit dem, was er haben möchte.“ – Berthold Auerbach, deutscher Schriftsteller
1 Gedanke zu „Und Action“
Sehr schön. Kann jeden Satz unterschreiben. Ich finde diese entschleunigte Zeit unglaublich wertvoll und liefert immer wieder auch Erkenntnisse die Frau sonst gerne verdrängt bzw nicht an sich heranlässt 🙂