Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Sie kennen es. Ich kenne es. Ich glaube, wir alle kennen es. Manchmal fragt man sich doch einfach: habe ich jetzt eine gute Arbeit geleistet? Bin ich gut in dem, was ich den ganzen Tag so mache?
Manche Berufe eignen sich etwas mehr oder etwas weniger, um für sich ganz alleine sagen zu können: mol, hey, das war jetzt richtig gut! Folgende Auflistung hat nichts mit anspruchsvollerer oder weniger anspruchsvollerer Tätigkeiten zu tun und ist auch nicht abschliessend.
Ein Automechaniker beispielsweise merkt ziemlich gut, ob seine Arbeit gut war oder nicht. Das Auto läuft einwandfrei, und das noch in der vorgegebenen Zeit, wunderbar!
Der Küchenbauer hat die Küche auf den Millimeter genau hergestellt und alle Geräte funktionieren! Perfekt, so soll es – bestenfalls – sein!
Die Lokführerin hat den Zug pünktlich von A(ppenzell) nach Z(ürich) gefahren, trotz dichtem Fahrplan. Kompliment!
Nun, vielleicht wissen Sie es bereits: ich bin Sozialarbeiterin. Was mache ich den ganzen Tag bei der Arbeit? Woran merke ich, dass meine Arbeit gut war? Sagt mir das jemand? Je nach Umfeld, in dem ich arbeite: nein. In meiner Tätigkeit, als Sozialarbeiterin mit Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, habe ich das so wenig von meinem Gegenüber gehört wie ich Glück mit Benissimolösli hatte: selten. Und wenn es mir gesagt wurde, habe ich diesen Moment fest in meinem Hirn konserviert. Denn dann, ja dann ist es wirklich ein Kompliment.
Die Frage ist, ob wir immer wissen müssen, ob wir denn «gut» (was auch immer das bedeuten mag) arbeiten oder nicht. Oder ob wir einfach darauf vertrauen können, dass es eigentlich ganz okay ist, solange nichts Gegenteiliges gesagt wird. Denn reklamieren, ja, reklamieren wird mein Gegenüber rasch, wenn ich salopp gesagt «Mist baue». Denn, in der Sozialen Arbeit geht es um den Menschen und um sein Leben, seine Zukunft, seine Selbständigkeit. Und da hören wir es – meist – ziemlich schnell, wenn der Mensch auf der anderen Seite des Tisches nicht einverstanden ist. Und das ist gut so!
Bleibt immer noch die Frage, ob wir denn immer wissen müssen, dass wir gut sind, dass wir unsere Arbeit zur Zufriedenheit erledigen. Ich weiss es nicht, ob wir das müssen. Klar, tut es manchmal gut, das zu hören. Trotzdem glaube ich, dass, wenn ich einer Sozialarbeiterin oder einem Sozialarbeiter gegenübersitzen würde / müsste / dürfte, ich es am Angenehmsten finden würde, wäre mein professionelles Gegenüber ehrlich nicht narzisstisch veranlagt, sondern würde es einfach okay finden, wenn ich keine Lobgesänge schmettere.., sondern mich bereit erklären würde, nächste Woche wieder zu kommen.
Für mich persönlich gibt es wenige bessere Komplimente, als einen neuen Termin für ein weiteres Gespräch.
«Jeden Tag seines Lebens eine kleine, feine Bemerkung einzufangen – wäre schon genug für ein ganzes Leben.» – Christian Morgenstern, deutscher Dichter
1 Kommentar zu „Wann … ja, wann bin ich eine gute Sozialarbeiterin?“
Ein Lächeln in den Augen zu sehen , obwohl die Umstände es den Menschen nicht immer erlauben, geben mir die Bestätigung in meiner Arbeit mit psychisch beinträchtigten Menschen am richtigen Ort zu sein.