Und dann kommen vielleicht ganz unverhofft Momente im Leben

Menschen benötigen andere Menschen um sich herum. Um sich auszutauschen, tiefgründige Gespräche zu führen, um einen Kaffeeklatsch zu halten, um schweigend nebeneinander einen Film zu schauen oder um gemeinsam etwas zu unternehmen. Diese Liste  ist natürlich noch längst nicht abgeschlossen – es gibt viel mehr Gründe!

Gleichzeitig benötigen wir ab und an eine „Ich-Zeit“. Zeit für sich selber. Zeit um sich mit der eigenen Person zu beschäftigen, mal abzuschalten und sich ganz einfach Ruhe zu gönnen. Im Alltag mögen wir uns vielleicht manchmal denken, dass wir mehr von dieser „Ich-Zeit“ benötigen, sehnen uns danach und wünschen es uns aus ganzem Herzen.

Und dann kommen vielleicht ganz unverhofft Momente im Leben, in denen wir – seien es psychische oder physische Gründe – plötzlich viel zu viel von dieser „Ich-Zeit“ haben. Und dann? Dann sitzen wir da, unfähig etwas zu unternehmen weil entweder die körperliche Konstitution fehlt oder wir psychisch dermassen erschöpft sind, dass gar nichts mehr geht. Auf einmal haben wir Zeit, massig Zeit. Und wir wünschen uns Leute, die uns besuchen, Zeit mit uns verbringen. Manchmal reicht es dann auch, einfach nebeneinander auf dem Sofa zu sitzen, und einen Tee zu trinken. Alleine das Gefühl, nicht alleine in der Wohnung oder im Zimmer zu sein, reicht vielleicht schon aus. Die Wohnung oder das Zimmer nicht mehr alleine füllen zu müssen, ist ein Zustand der eventuell bereits reicht. Der Sozialraum, in dem man sich ansonsten bewegt, schrumpft dann nämlich sehr schnell auf die eigenen vier Wände zusammen. Sozialraum Wohnung, Sozialraum Zimmer.

In diesen Momenten merken wir, welchen Stellenwert und welche Bedeutung Freundschaften, Kontakte, Beziehungen haben. Gerne nehmen wir diese als „gegeben“ hin, als selbstverständlich. Doch das sind sie nicht – im Gegenteil.

Einerseits können solche Momente dazu dienen, sich wieder vor Augen zu führen, wie wertvoll die bestehenden Freundschaften und Kontakte sind. Andererseits können sie auch dazu anregen, sich zu überlegen, wie überhaupt Kontakte entstehen können, die tragfähig sind. Natürlich braucht es viel, damit dies so ist und geschieht selten von gestern auf heute. Vielleicht kann das SOAB-Projekt „meins für dich für uns“ mit seiner Ressourcen-Karte hilfreich sein (https://www.betula.ch/meins-fuer-dich-fuer-uns.html)  und eine Starthilfe geben, den eigenen Sozialraum von den vier Wänden wieder auszufüllen.

Ich hoffe natürlich, dass es Ihnen soweit gut geht, dass Sie den Sozialraum in dem Sie leben, voll ausnutzen können, denn jeder Sozialraum ist etwas Einzigartiges und lohnt sich, entdeckt zu werden!

„Wozu hätten wir Freunde nötig, wenn wir sie nie nötig hätten?“ – William Shakespeare, englischer Dichter

 

Karin Morgenthaler

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