Den besten Augenblick meines Lebens zu haben

„Morgen werde ich endlich meine Wohnung aufräumen.“

„Wenn ich heute so viel Energie hätte wie gestern, würde es mir heute viel besser gehen.“

„Nächstes Jahr werde ich mit Fitness beginnen und aufhören zu rauchen.“

„Letzte Woche habe ich es geschafft, meine Wäsche rechtzeitig zu waschen, diese Woche kann ich das nicht nochmals.“

von Karin Morgenthaler

Ja, wir tendieren dazu, entweder im Gestern oder im Morgen zu leben. In der Vergangenheit oder in der Zukunft. Morgen wird dann alles besser werden, denn schlimmer als heute kann es ja nicht sein. Gestern war der Sonnenaufgang so viel schöner, heute kann sich dieses Spektakel nicht nochmals wiederholen.

Auch im Alltag erlebe ich das so. Gelingt heute etwas nicht, oder fällt nicht zu unserer Zufriedenheit aus, war heute eben „nicht unser Tag“. Dann ist es ja logisch, dass die Dinge dann nicht so funktionieren wie gewünscht. Weil, wenn es „nicht unser Tag“ ist, dann können die Dinge nicht klappen – egal wie sehr wir uns bemühen.

Meist sagen wir uns schon relativ früh am Tag, dass heute eben „nicht unser Tag“ ist. Sind wir heute eben „mit dem falschen Bein aufgestanden“, hat uns der Tag eben „auf dem falschen Fuss erwischt“. An so einem Tag kann gar nichts klappen – man ist einfach froh, wenn wieder Abend ist. Denn morgen wird alles besser. Und gestern war es sowieso viel einfacher!

Oder?

Ich finde: Nein.

Ich möchte gerne eine Lanze brechen, um im Hier und Jetzt zu leben. Weder an das Gestern, noch an das Morgen zu denken. Denn das, was gestern war, kann ich nicht genau wiederholen, und was morgen ist, weiss ich noch nicht. Weshalb also auf das Morgen „plangen“, ohne zu wissen, ob es überhaupt besser wird? Heute, im Hier und Jetzt, in dieser Sekunde, habe ich die Möglichkeit, Weichen zu stellen. Den besten Augenblick meines Lebens zu haben. Neues zu entdecken. Herzhaft zu lachen oder für das Leben zu lernen. Die einzige Zeit, auf die ich Einfluss nehmen kann, ist das Jetzt. Deshalb bin ich verliebt in das Nun. Natürlich – schwelgen in der Vergangenheit und auch das Planen der Zukunft gehört dazu – das bestreite ich nicht. Doch besinnen wir uns doch mal wieder, was im Moment ist, und versuchen ihn zu geniessen. Ohne ihn kleiner zu machen durch das Gestern und Morgen.

„Das Gestern ist fort – das Morgen nicht da. Leb‘ also heute!“ – Pythagoras von Samos, antiker griechischer Philosoph

1 Kommentar zu „Den besten Augenblick meines Lebens zu haben“

  1. Das muss für den, den es betrifft ein schlimmer Zustand sein.

    Ich persönlich lebe stets im Hier & Jetzt und die Alte wie Neue Zeit ist für mich nicht relevant.

    Für Aussenstehende muss dies befremdlich sein, denn ich werde oft gefragt, warum machst du immer alle Dinge sofort, lasse es doch jetzt gut sein,…

    Bei mir muss alles seinen Platz haben, ohne die Ordnung könnte, kann ich gar nicht funktionieren in meinem Alltag.

    Dankeschön für den Einblick,… Nur wie auch immer, es ist doch schön das es die grosse Vielfalt von Menschen gibt, ich bin dankbar dafür.

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