Wir sind wir, und das mit allen Facetten unseres Daseins.

Dieses Mal liess ich mich durch ein Gespräch inspirieren. Ich bin vor dem leeren Blatt gesessen, überlegend was ich nun schreiben soll für diesen Blog. Eine Idee wurde mir dann unverhofft präsentiert, die wohl unter den Nägeln brannte. Es ging darum, was denn die Herausforderung ist, wenn man neue Leute kennen lernen möchte. Schnell wurde klar, dass die grösste Herausforderung ist, überhaupt aus dem Haus zu gehen. Und wenn man dann mal draussen ist, treiben die Fragen was wohl andere Leute über einem denken um. Wie soll man sich  bewegen und wie soll man  reden? Gibt es einen „Kodex“ an den man sich halten soll?

Nun ja, ich kann mir nicht anmassen, eine allgemeingültige Aussage zu diesen Fragen zu machen. Diese zu beantworten – dass sie für alle stimmen und als „richtig“ erscheinen, ist eigentlich unmöglich.

Was ich jedoch darüber denke, teile ich sehr gerne mit Ihnen.

„Was denken wohl die anderen Leute über mich?“ Ich glaube, wir alle haben uns schon diese Fragen gestellt. Ist man zum Beispiel an eine Veranstaltung eingeladen, an der viele andere sind und man selbst vielleicht „nur“ den Gastgeber kennt, kommen diese Fragen durchaus vor. Tröstlich kann es sein, dass sich alle anderen vielleicht genau die gleiche Frage stellen. In der heutigen Zeit, in der vieles ziemlich oberflächlich ist – ich denke beispielsweise an all die perfekten Instagram-Fotos, an die inszenierte Facebook-Seite – können solche Ungewissheiten wirklich verunsichern. Sind denn alle anderen wirklich so vollkommen? Ich sage nein. Denn: im Internet kann man sich aussuchen, welche Fotos man hoch lädt, oder welche Antworten man auf Fragen gibt – mit langer Überlegenszeit und rhetorischen Höhenflügen. Doch in der 1:1 Situation ist dies nicht möglich. Nein, in der „realen“ Welt begegnet man sich live und direkt. Man ist eben wie man ist – mal schlagfertig, mal weniger. Mal müde, mal wach. Mal gut gelaunt, mal nachdenklich. Ist es nicht das, der „echte“ Mensch, das „richtige“ Gegenüber, was das Ganze interessant macht? Es geht uns doch – ehrlich gesagt – allen genau gleich. Wir sind wir, und das mit allen Facetten unseres Daseins. Steigen wir doch ab von dem Pferd namens „Perfekt sein“ und sind wir wieder Menschen – mit allem was dazu gehört.

Zur Herausforderung „überhaupt aus dem Haus zu gehen“ kann ich wärmstens das aktuelle SOAB-Projekt empfehlen. Auf der Ressourcenlandkarte stehen viele Angebote – von Sprachen lernen über Computerkurs bis hin zum Golfspielen-lernen. Möglicherweise ist es einfacher, die Wohnung oder das Haus zu verlassen, wenn man einen Termin hat, oder einem etwas bevorsteht, auf das man sich freut. Vielleicht finden Sie ja etwas auf www.meinsfuerdichfueruns.ch das Sie freuen würde zu lernen! Eine Motivation zu haben, einen sogenannten „guten Grund“, in Bewegung zu kommen und hinaus in die Welt vor der Haustüre zu gehen, hilft ungemein. Und um wieder die Verknüpfung zu machen über das Thema, was wohl andere über einem denken: einen Kurs zu besuchen, oder einzukaufen, oder was es immer auch sein mag; alle Leute die in den gleichen Kurs gehen oder einkaufen gehen, tun dies aus dem gleichen Grund wie Sie. Das ist etwas  sehr verbindendes und man sitzt – wenn man es so nennen mag – „im selben Boot“. Dieser Gedanke ist vielleicht nützlich.

„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben.“ – Wilhelm von Humboldt, deutscher Gelehrter

 

Karin Morgenthaler

3 Kommentare zu „Wir sind wir, und das mit allen Facetten unseres Daseins.“

  1. Liebe Karin
    Spannende Gedanken zu einer alltäglichen Situation. Was für mich zusätzlich hinzukommt ist eine Art “Wohlstands-Bequemheit”. Wir können es uns grundsätzlich leisten, unsere Komfort-Zone im gemachten Nest nicht zu verlassen. Der Ort, wo es gerade so kuschelig und bequem sein kann tauschen gegen das Ungewisse? Das kann unattraktiv sein.

    Was ich mir als Unterstützung gut vorstellen kann ist, wenn ich für einen externen Termin abgeholt werde. Wenn ich einen solchen Termin habe und nicht alleine an einen unbekannten Ort oder Termin fahre, dann schäle ich mich viel eher aus der Komfortzone.

    Vielen Dank für dein regelmässiges Schreiben. Ich lese und lasse mich immer wieder gerne inspirieren und anregen. Tolle Arbeit!

    Herzlich
    Roger

  2. Karin Morgenthaler

    Lieber Roger

    Herzlichen Dank für deinen Kommentar und dein Kompliment – das freut mich sehr!

    Du hast recht, wir müssen eigentlich immer weniger die Komfort-Zone verlassen (ich denke da beispielsweise an all die Möglichkeiten Einkäufe nach Hause liefern zu lassen, den “Kontakt” mit anderen Leuten über Chats, etc).

    Abgeholt zu werden hat etwas verbindliches – kann gut sein dass es dann einfacher wird, das Haus zu verlassen. Die Frage wäre, wie wissen die “Abhol-Personen” dass XY einen Termin hat? Gibts da schon etwas in die Richtung? Sich an einem Abhol-Service zu wenden heisst ja sich aktiv aus der Komfortzone zu schälen. Und ob das gemacht wird? Sich aktiv entscheiden aus dem kuscheligen, gemachten “Nest” zu gehen?

    Herzlich,
    Karin

    1. Hoi Karin
      Ich kann mir gut vorstellen. Wenn ich mir meiner Antriebsschwäche im Moment des “jetzt gehen müssen” bewusst bin, mich diese Eigenart in meiner Lebensqualität einschränkt. Muss ja nicht so sein, dass ich dafür einen Service buche. Aber gerade bei Freizeitterminen handelt es sich doch häufig um solche, bei denen ich weitere Personen treffe. Warum also nicht mit einem Abholen starten?

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