Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Auf meinen letzten Blog über Politiker, welche sich abwertend einer jungen Dame gegenüber äussern, kamen einige Reaktionen.
Eine davon ist mir bis heute geblieben. Nämlich: dass nicht nur wie beschrieben Politiker sich (manchmal) verhalten als hätten Sie nie Anstand gelernt, sondern auch «Normalo’s», ohne Altersbeschränkung. Und zwar an einem einzigen Ort: dem Internet. Und im Internet vor allem an einem Ort: in den Kommentarspalten.
In jenen, vermeintlich «geschützten» Gefilden, benehmen sich Bürger, als wäre alles erlaubt.
Rassismus? Beleidigungen? Diskriminierung? Halb so wild – wer ein «ist aber einfach meine Meinung» oder ein zwinkerndes, lächelndes Gesicht (?) hinten anhängt, nimmt dem Inhalt die Brisanz, oder?
«Was die Politikerin XY wieder rausgelassen hat – unter aller Sau. Ist die eigentlich dumm? Aber ja, was weiss ich schon über Politik ?»
«Ich finde, der XY sollte mal abnehmen, der ist ja so fett wie ein Wal. Aber jedem das Seine gell ?»
«Ich habe nichts gegen Ausländer, nur nicht hier in meinem Dorf. Ist meine Meinung!»
Der geschützte Ort Internet lässt jeden und jede kommentieren, oft hinter Usernamen ohne Bild, und wenn, dann mit einem Phantasiebild. Man wähnt sich anonym, unerkannt. Benimmt sich so, wie sonst nirgends.
Würden diese – freilich erfundenen, und freilich noch harmlosen – Autorinnen und Autoren oben genannter Sätze auch im Gespräch sagen? Wohl kaum. Und warum? Weil es unanständig ist. Weil es jegliche Form von konstruktivem Gespräch unterbindet. Weil es – vielleicht? – auch Mut brauchen würde, jemanden so zu beleidigen. Und, hoffentlich auch, weil es Dinge sind, die man selber nicht hören möchte, und sie deshalb auch so nicht weitergibt.
«Umgangsformen sind Formen, die zunehmend umgangen werden.» – Oliver Hassencamp, deutscher Kabarettist und Schauspieler