… schlicht und ergreifend langweilig.

Langeweile. Ein Gefühl, das meist als nervig oder mühsam empfunden wird. Langeweile verbinden wir mit negativen Empfindungen. Ist die Langeweile wirklich immer nur lästig?

von Karin Morgenthaler

Es gibt Momente im Leben, da ist uns schlicht und einfach langweilig. Dies kann aus zig verschiedenen Gründen sein – alle hier aufzulisten würde den Rahmen sprengen, und ich hätte auch dann wohl längst nicht alle aufgeschrieben.

Langeweile kann sehr gut entstehen, wenn – und ich sage das nun ganz bewusst so plakativ – man zu wenig Energie hat, um etwas zu unternehmen oder die aktuelle Situation zu ändern. So sitzt man dann da, nicht wissend, was mit der Zeit anzufangen ist und mit dem Gefühl, dass die Zeit nicht rumgeht. Oder man tigert umher, unfähig sich aufzuraffen, etwas Neues zu beginnen.

Was meint denn der Duden zu dieser Langeweile?

Frage ich den Duden sagt dieser:

Langeweile sei als unangenehm, lästig empfundenes Gefühl des Nicht-ausgefüllt-Seins, Ödheit, das aus Mangel an Abwechslung, Anregung, Unterhaltung zu definieren. Zu wenig reizvolle Unterhaltung sei vorhanden.

Ja, geht es Ihnen auch so? Während ich dies Zeilen schreibe, legt sich so ein lähmendes, erdrückendes Gefühl über mich.

Fast schon fühle ich mich auch so erschlagen von der Zeit, die nicht rumgeht. Fast schon stellt sich ein Gefühl der Ödheit ein.

Fast.

Ich persönlich stehe der Langeweile eigentlich gar nicht so negativ gegenüber. Auch die Langeweile ist ein Gefühl, das in unserem Leben Platz haben und diesen auch kriegen sollte.

Unsere Gesellschaft pusht und fordert und fördert uns die meiste Zeit. Oft sind wir auf Achse, oft sind wir unter Druck; so, dass wir wenig Zeit haben für uns selber.

Langeweile ist nichts Anderes, als sich – mal ganz ohne Ablenkung – mit sich selber auseinander setzen zu müssen. Sich mit sich selber zu beschäftigen, ohne Fluchtweg. Und das Gute: Langeweile zwingt uns irgendwann, etwas Neues auszuprobieren. Mal auszubrechen aus dem Alltagstrott, mutig zu sein. Sei es als Kind, plötzlich ohne Mutter oder Vater eine Legoburg zu bauen. Als Jugendliche in den Wald zu gehen und eine Hütte aus Ästen zu bauen. Oder als Erwachsener einem Verein beizutreten oder mit Sport zu beginnen.

Langeweile kann einem auch dazu bringen, aus der eigenen Komfortzone zu treten – und somit neue Anreize und Inputs zu schaffen. Und dadurch entsteht – oft – mehr Energie für den Alltag.

Natürlich hat Langeweile nicht nur Vorteile. Das ist mir durchaus bewusst; auch weiss ich, dass es nicht so einfach ist, wie ich es nun hier beschrieben habe. Trotzdem möchte ich dem Gefühl Langeweile danke sagen. Danke für all das, was ich dank Langeweile schon erlebt und ausprobiert habe. Und auch danke, für die Stunden, die ich mal mit mir selber verbringen musste, durfte.

Seien wir doch nicht immer so spannend, sondern auch einfach mal schlicht und ergreifend langweilig.

„Niemand ist geistreich genug, um niemals langweilig zu sein.“ – Luc de Clapiers Vauvenargues, französischer Moralist, Philosoph und Schriftsteller

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