AHA-Erlebnisse

Wie ich in meinem letzten Blog berichtet habe ist „vor dem Blog ist nach dem Blog“, tatsächlich schwirrte bereits beim Fertigstellen des letzten Berichtes eine Idee in meinem Kopf herum, welche ich hier nun zu Papier bringen möchte.

Aufmerksam und mit viel Interesse lese ich jeweils die Kolumne von Rosmarie Arnold. Ihre Texte inspirieren mich des Öfteren, und heute ist wieder so ein Tag.

Wie schon die letzten Male, bleibe ich jeweils an einem kleinen Teilausschnitt ihrer Kolumne hängen.

Sie beschreibt, dass eine Idee des Nicht-Wissens uns begeistern und motivieren kann. Dass dieses Nicht-Wissen uns neugierig machen kann, etwas wissen oder können zu wollen.

Wie schön sich diese kleine, aber feine Aussage doch deckt mit dem diesjährigen Sozialraumprojekt!

Etwas nicht-können oder nicht-wissen wird in der heutigen Gesellschaft als Defizit angesehen. Sich profilieren aufgrund von Können und Fähigkeiten – dann ist man dabei und hat „seinen berechtigten Platz“. Traut man sich überhaupt noch, zuzugeben „das kann ich nicht“ oder „das weiss ich jetzt nicht?“. Wird in der heutigen Gesellschaft fast schon vorausgesetzt, dass man alles kann, alles weiss? Und wird nicht-wissen wirklich als Schwäche angesehen?

Manchmal kommt es mir so vor.

Doch manchmal erlebe ich auch, wie sich die Menschen verändern, ja, ihre ganze Mimik und Gestik ändert sich, wenn sie etwas Neues gelernt haben. Ich selber schliesse mich hier mit ein. Ist es nicht ein wunderbares Gefühl, plötzlich etwas zu können, was man vorher nicht konnte? Und nein, es ist nicht immer das „aktive“ nicht-Wissen. Nicht immer ist einem bewusst, dass man etwas nicht weiss. Nein, manchmal lernt man im Alltag ganz nebenbei etwas, was einem vorher gar nie bewusst war. Diese AHA-Erlebnisse finde ich mitunter die Schönsten. Diese kleinen Erlebnisse, diese Momente in denen es mir bewusst wird: hey, ich habe wieder etwas gelernt! Meine Grossmutter hat einmal zu mir gesagt: „das schönste am Leben ist doch, dass wir niemals auslernen“. Damals habe ich nicht richtig begriffen, was sie damit gemeint hat. Heute ist es mir sehr wohl bewusst – und ich merke je länger je mehr wie recht sie doch hatte.

Lassen wir uns doch alle begeistern und mitreissen von dieser wunderbaren, ehrlichen Idee des Nicht-Wissens. Lassen wir uns davon motivieren und stehen wir dazu! Wenn alle Menschen alles wissen und können würden – in was für einer Roboter-Welt würden wir dann leben? Machen uns nicht auch diese Lücken zu dem was wir sind?

Und falls Sie auf www.meinsfuerdichfueruns.ch herumstöbern und Sie sich plötzlich bewusst werden, dass sie schon immer mal wissen wollten, wie ein Fotobuch entsteht, oder wie die litauische Kultur entstanden ist – lassen Sie sich von diesen Ideen tragen, melden Sie sich und lernen sie Neues. Und ich bin gespannt, ob Sie das gleiche Gefühl haben werden wie ich wenn ich mir etwas Neues angeeignet habe. Nämlich Stolz, Freude und auch das Wissen, dass immer noch Neues Platz hat in unserem „Gerätespeicher“.

 

„Wir alle wissen mehr als das, wovon wir wissen, dass wir es wissen.“ – Thornton Wilder, amerikanischer Schriftsteller

 

Karin Morgenthaler

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