ALLTAG


Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …

Alltag kann langsam und langweilig und auch manchmal endlos sein. Alltag will eigentlich niemand – und trotzdem hat ihn jede und jeder. Alle wollen den Spass und das Neue und Aufregende. Denn das, das ist lässig. Nicht der Trott, dieser tägliche, unsägliche, immergleiche Trott.

Alltag – den kann ich gestalten wie ich möchte. Zwar immer im gleichen Rahmen – plus oder minus. Es gibt Dinge, die sind vorgegeben in diesem Alltagstrott. Mittagessen, Abendessen zum Beispiel. Der Rest lässt sich organisieren. Zwar zu Hause und ums Haus und momentan sogar mehrheitlich im gleichen Kanton. Doch das Dazwischen lässt sich frei planen. Und das kann, das Fiese sein an diesem Alltag. Man verliert sich darin, um die fixen Punkte herum zu planen und zu füllen mit Dingen, die mega Spass machen und die lässig sind. Und dann, dann findet man sich plötzlich inmitten von stressigen Tagen wieder und der Alltag wird zur Bewährungsprobe. Weil – gerade in Zeiten von Corona – irgendwann sind die Ausflugsmöglichkeiten ausgeschöpft. Der Druck immer höher wird, noch etwas ausgefalleneres als gestern zu tun.

So schnell geht es und ich möchte den Alltag gleichstellen mit dem Spass und dem Neuen und der Aufregung.

Warum darf Alltag nicht einfach Alltag sein?

Reicht es manchmal nicht einfach, Wäsche zu waschen und eine Stunde lang mit Lego zu spielen?

Reicht es manchmal nicht einfach, ein neues Rezept auszuprobieren und Blumen zu pflücken?

Reicht es manchmal nicht einfach, zu kurz gewordene Kleider mit dem Junior auszusortieren und danach zum gefühlt zwanzigsten Mal das Dinosaurierbuch anzuschauen?

Doch, das reicht. Auch während meiner Arbeit im Wohnheim des Betula habe ich eines gelernt: Alltag ist nicht einfach. Alltag kann herausfordernd sein. Alltag zu Leben kann anstrengend sein. Alltag auszuhalten und zu leben, wird nicht geschafft durch jeden Tag Bespassung. Alltag gelingt, in dem der Alltag als das genommen wird, was er eben ist: nicht immer farbig und heiter, sondern mitunter auch mal grau. Alltag in einem Wohnheim heisst, dass es manchmal einfach reicht, wenn das Bett gemacht wird am Morgen.

Schraubt man nämlich die Erwartungen an sich und den «Alltag» etwas herunter, lässt man den Alltag eintreten und auf sich zu kommen, zeigen sich manchmal grosse Schätze, die man vorher niemals vermutet hat. Oder sicher nicht in diesem vermeintlich grauen Alltag vermutet hat.

«Das Aufsehenerregende kann nur passieren, wenn der Alltag funktioniert.» – Hansgünther Heyme, deutscher Regisseur

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