Auf der Suche nach Antworten … Folge 6

In loser Folge machen wir uns auf Spurensuche nach Antworten rund um Herausforderungen aus dem Feld der Sozialen Arbeit.

Diesmal Karin Morgenthaler im Interview mit Silvan Güttinger, Sozialpädagoge FH, Masterabsolvent, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der OST und doch ein Praktiker

Silvan, kannst du uns etwas über dich erzählen? Wer bist du und was machst du?

Selbstverständlich 😊, mein Name ist Silvan Güttinger. Ursprünglich habe ich eine kaufmännische Lehre absolviert und anschliessend die BMS angehängt. Danach landete ich im sozialen Bereich und arbeitete mit Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Dort arbeite ich heute immer noch in Teilzeit. Mein anderes Standbein ist an der Ostschweizer Fachhochschule: Angefangen habe ich hier als Praktikant, dann als wissenschaftlicher Assistent und nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Speziell in «meinem» Fall ist sicherlich, dass ich einerseits im akademischen Bereich an einer Fachstelle tätig bin und andererseits an der «Front» in der Praxis; in der klassischen Praxis der Sozialpädagogik. Für mich ist das die optimale Verbindung zwischen den theoretischen Inhalten und der tatsächlichen Praxis. Transfers herzustellen, gelingt meiner Meinung nach so ziemlich gut.

Was du uns nun verschwiegen hast, ist dein Masterabschluss in Sozialer Arbeit. Was hat dich dazu bewegt, den Master zu machen?

Für mich war klar nach dem Bachelor, dass ich noch irgendetwas machen möchte. Die Überlegung war zum Beispiel auch, dass CAS / DAS relativ spezifisch sind und mich eher «das grosse Ganze» interessiert. Plus ist der Master aufbauend auf dem Bachelor finanzierbar und viel günstiger als beispielsweise ein CAS. Per Zufall war tatsächlich eine Masterförderstelle offen; hier an der OST und diese Stelle habe ich dann erhalten.

Wie gelingt der Transfer von der Theorie in die Praxis?

Oh das ist eine ziemlich schwierige Frage, ich bin gar nicht sicher, ob ich hier eine Antwort weiss. Ich kann mir vorstellen, dass, wenn man ein Thema behandelt, das nicht so fassbar oder ein wenig abstrakt ist, es einfacher ist, die Inhalte mit konkreten Praxisbeispielen zu vermitteln. Wenn ich beispielsweise von einem Finanzierungsinstrument erzähle, dann kann ich das gut mit Praxisbeispielen aus dem Feld verdeutlichen. Wichtig erscheint mir, einfach am «Ball» zu bleiben: Nur weil etwas vor 10 Jahren in der Praxis so und so war, heisst das nicht, dass es heute noch so ist. Das ändert sich ja ständig. Ich denke, wenn man immer in der Praxis verankert und tätig ist, kriegt man solche Änderungen ja grad sofort und direkt mit. Und ich denke, das eine braucht das andere. Ohne Praxis keine Theorie und umgekehrt.

Hat dich während deiner Ausbildung eine Vorlesung oder ein Thema besonders «geflasht»? Ich meine im Stile von «oh das habe ich mir noch gar nie überlegt – ich kann nie mehr so arbeiten wie vorher»?

Ja tatsächlich, als uns Rudi Meier von people first doziert hat. Es ging um die totale Institution; was das bedeutet. Diese dann, auf meinen Arbeitsort bezogen, hat mich ziemlich zum Nachdenken gebracht und bewirkte ein «aha!»-Effekt. Vorher war es für mich völlig «normal» so, wie die Institution eben aufgebaut ist und funktioniert. Und nachher musste ich sagen: So «normal» ist das gar nicht. Beispielsweise im gleichen Gebäude Wohnen und Arbeiten – das ist nicht «normal» bei Menschen ohne Beeinträchtigung – ausser jetzt vielleicht in Coronazeiten.

Sozialpädagogik im Jahre 2050: Wie sieht das aus?

Ich hoffe ich bin dann kurz vor der Pensionierung und kriege auch Pension 😊.

Schwierige Frage. Ein schöner Gedanke wäre, wenn sich die Haltung der Gesellschaft verändern würde: Dass Inklusion nicht künstlich herbeigeführt wird, sondern, dass es diese «Theorie» gar nicht mehr brauchen würde. Dass die Vielfalt als solches, positiv wahrgenommen wird. Dass das inklusive Denken etabliert ist.

Vielen Dank Silvan!

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