Auf der Suche nach Antworten … Folge 7

In loser Folge machen wir uns auf Spurensuche nach Antworten rund um Herausforderungen aus dem Feld der Sozialen Arbeit.

Diesmal Karin Morgenthaler im Interview mit Benjamin Baumann, Lehrer, Koch und Papi

Benjamin, erzähle doch bitte: Wer bist du und was machst du?

Ich bin Benjamin Baumann, ich bin 34 und aus St Gallen. Ausserdem bin ich frischgebackener Papi und im Moment als Koch in einem Restaurant in St. Gallen tätig. Vorher habe ich als Primarlehrer gearbeitet und habe 6 Jahre lang unterrichtet – ebenfalls in St. Gallen. Koch war meine Zweitausbildung – und das mache ich nun seit 3 Jahren.

Vom Primarschullehrer zum Koch: welche Würze fehlte dir als Lehrer?

(lacht) Würze…ich weiss nicht, ob es tatsächlich so war, dass mir etwas fehlte, der Lehrerberuf hat mir immer gefallen. Damals gab es grosse persönliche Veränderungen in meinem Leben und ich stellte mir grundsätzlich die Frage, wie es bei und mit mir längerfristig könnte weitergehen. Ob ich die nächsten 10, 20 oder 30 Jahre unterrichten möchte. Und ich habe dann herausgefunden, dass ich gerne noch etwas anderes ausprobieren will. Dann kam natürlich die Frage, was denn dieses «Neue» sein soll. Für mich war klar, ich möchte nicht nochmal ein Studium absolvieren. Die Ausbildung zum Koch kam dann relativ schnell auf den Tisch.

Ich weiss von dir aus deiner Lehrerzeit, dass du deiner Klasse einmal die Hausaufgabe mitgegeben hast, «20 Minuten lang absolut gar Nichts zu tun». War das ein stiller Protest gegen das Schulsystem?

Ja, nein. Protest in dem Sinne nicht. Bei uns im Schulhaus war jedoch schon länger Thema «Entschleunigung» und «Reizüberflutung». Wir haben dann im Rahmen dieser Themen als Schulhausteam einen Vortrag besucht von einem der Gebrüder Riklin im Atelier «Verein zur Verlangsamung der Zeit». Es ging fest darum, das “Da” und “Jetzt” bewusster wahrzunehmen. Als Übertrag in das Klassenzimmer habe ich den Schülern dann jeweils als Belohnung Kärtchen ausgehändigt auf denen stand, wie viel Zeit sie gewonnen haben – quasi freie Zeit, die sie gewinnen und machen durften was sie möchten.

Als es um die 20 Minuten Nichtstun als Hausaufgaben ging, kriegte ich viele Rückfragen seitens der Klasse und der Eltern, wie das denn gemeint sei. Der Grundtenor war jedoch sehr positiv. Fragen der Klasse gingen oft in die Richtung: «Aber lesen dürfen wir dann?» oder «Darf ich dann in diesen 20 Minuten die Katze streicheln?». Die Schülerinnen und Schüler haben dann gemerkt, dass 20 Minuten wirklich Nichts zu tun, gar nicht so einfach ist. Dies dann im Anschluss mit der Klasse zu reflektieren, war sehr spannend.

Dir ging es bei diesen Hausaufgaben um Entschleunigung der Kinder. Wie hoch ist denn im Gegenzug die Belastung der Lehrpersonen heute?

Ich weiss nicht, wie es früher war. Ich glaube jedoch die Anforderungen an Lehrpersonen haben sich schon verändert. Es werden heute viele Aufgaben an die Lehrpersonen delegiert, welche meiner Meinung nach nicht unbedingt Teil ihres Aufgabenfeldes sind. Dies steigert natürlich die Belastung der Lehrpersonen, wenn man beispielsweise während des Unterrichts mit der ganzen Klasse die Zähne putzen muss oder schauen muss, ob der richtige Znüni in der Box ist. Das sind Dinge, die der Zeit für das Wesentliche abgeht. Natürlich ist die Schule ein guter Ort, um den Umgang miteinander zu lernen. Wenn solche Themen jedoch Überhand nehmen, wird es herausfordernd. Das war auch das, was ich etwas vermisst habe mit der Zeit – das Wegdriften vom Unterricht hin zu viel Papierkram, wie vor jeder Veranstaltung Unterschriften und Bewilligungen einholen. Das ist sicher nicht falsch – ist jedoch auch ein immenser Aufwand. Wer diesen Aufwand scheut, macht halt als Konsequenz wenig oder viel weniger Ausflüge mit der Klasse. Was schade ist. Einfach halten, wäre schön.

Was sind denn die Parallelen zwischen Koch und Pädagoge?

Ich finde es schwierig, hier nach Parallelen zu suchen. Es haben beide Berufe ganz schöne Seiten. Man kann in beiden Berufen sehr kreativ sein – das gefällt mir. Wenn Kinder in die Schule kommen, sind sie noch sehr unvoreingenommen und neutral. Während der Schulzeit entwickeln sie sich zu eigenen kleinen Persönlichkeiten und jedes Kind hat seinen ganz eigenen Charakter. In der Küche ist es ähnlich. Da gibt es oft auch eine Grundsauce oder ein unbehandeltes Lebensmittel. Und wenn man richtig damit umgeht und viel Liebe und Leidenschaft dazugibt, dann entsteht meist etwas Wunderbares.

Verrätst du uns dein Lieblingsrezept?

Ja, das kann ich dir verraten. Es tönt recht langweilig, aber es ist ein asiatischer, knackiger Gurkensalat. Das Spezielle an diesem Gurkensalat ist, dass man die Gurke entkernt und im Salzwasser einlegt und danach auswringt. Also wirklich das Wasser aus der Gurke drückt. Der Biss wird dadurch sehr knackig. Danach eine Marinade mit Sojasauce, Zucker, Ingwer, Chili und Reisessig machen, etwas Sesam dazu, mit den Gurken mischen – perfekt!

Vielen Dank du Lieber!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Betula-Newsletter

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und wir informieren Sie über Themen, News und Veranstaltungen von Betula.

Einverständnis Datenschutzerklärung *
Nach oben scrollen
Scroll to Top