Beitrag der Fachstelle Sexuelle Gesundheit vom Betula

Nicole ZähnerSozialpädagogin

Die Fachstelle Sexuelle Gesundheit wurde im Jahr 2022 gegründet. Dies, um die ansteigende Nachfrage nach Gesprächen im Bereich Sexualität, Liebe und Beziehungen professionell aufgreifen und bearbeiten zu können. Die Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und Eigenverantwortung im Bereich Sexualität und Beziehung möchte Betula mit bedarfsgerechten Angeboten, Fachlichkeit und Wertschätzung unterstützen. Wir gehen davon aus, dass alle Menschen die nötigen Ressourcen selbst besitzen, um ihr Leben sinnvoll und erfüllt zu gestalten. Geeignete Bedingungen dafür zu schaffen, sehen wir als unsere Aufgabe.

In diesem ersten Blog-Beitrag möchten wir das Thema Liebesbeziehungen aufnehmen. Wir wünschen uns damit, euch anzuregen, über euch und eure Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken, vielleicht los zu lassen oder Beziehungssituationen von einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Warum sind wir in Beziehungen?

Seit jeher sind Menschen in Liebesbeziehungen. Dies aus verschiedenen Gründen. Bis etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Ehen mehr oder weniger Zweck- und Wirtschaftsgemeinschaften. Lernte man im Lauf der Zeit, nicht nur miteinander auszukommen, sondern sich zu achten und zu lieben, so war das ein Geschenk, aber kein notwendiger Bestandteil der Ehe. Beziehungen waren praktisch Tauschgeschäfte: Ich gebe Dir dies, Du gibst mir jenes, gemeinsam kommen wir besser durchs Leben.

Die Werte und Inhalte von Beziehungen sind heute, zumindest in unserer Gesellschaft, jedoch viel stärker immaterieller Natur: Es geht nicht mehr oder nicht mehr nur um die Sicherung des Überlebens, sondern viel mehr um emotionale Belange und Zugehörigkeit. Da wir alle mehr oder weniger «schweres Gepäck» mit uns tragen, scheint sich ein grosses Feld von Problemen in Beziehungen auf zu tun.

Welche Vorstellungen haben wir von Beziehungen? Welche Hoffnungen und Wünsche werden damit verbunden? Viele gehen davon aus, dass die zentrale Funktion von Beziehungen ist, dass wir nicht alleine durch das Leben gehen, jemanden haben, der für uns da ist, uns unterstützt und wir uns geliebt fühlen dürfen. Hinter diesen Bedürfnissen stecken meist tiefe Sehnsüchte, die der Partner oder die Partnerin aber so nicht erfüllen kann. Zwei häufige Dynamiken, die entstehen können, wenn wir uns in Beziehungen mehr am anderen als an oder in uns selbst orientieren, sind folgende.

„Mach mich komplett und sicher!“ Wir lernen jemanden kennen und hoffen, von dieser Person etwas zu bekommen, was wir nicht haben, das gut für uns wäre – etwas, das unseren Selbstwert hebt. Wir schielen auf eine Beziehung mit der Vorstellung, möglichst viel aus der Beziehung herauszuholen. Und mit „herausholen“ meinen wir: dass wir uns mit Hilfe des anderen als vollständig erleben möchten. Da dies nicht funktioniert, nicht funktionieren kann, nehmen die Schwierigkeiten ihren Lauf.

„Lieb mich, dann kann ich mich auch lieben!“ Mangelnde Selbstliebe führt zu dem unbewussten Bedürfnis, stattdessen einen Partner zu lieben. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass ein Partner mich liebt, und wenn ein Partner mich liebt, dann kann ich mich endlich selbst lieben. Hier gibt es jedoch eine Schwierigkeit. Wenn ich mich selbst nicht liebe, habe ich tief innen die Überzeugung, dass mich auch niemand anderes lieben kann. Auf dieser Spur begeben wir uns recht schnell in eine ungesunde Abhängigkeit, in eine sogenannte symbiotische Beziehung. Damit ist das sich Ausliefernde gemeint, das sich dem anderen Opfernde, sich auf den anderen Fixierende, das nicht Loslassende – selbst dann nicht, wenn wir in Streit und Vorwurf verstrickt sind und eine Pause, eine Trennung oder zumindest Distanzierung eine Erlösung sein könnte. Auch hier gilt wieder, dass wir uns mehr auf den anderen konzentrieren als auf uns selbst.

Warum führst du oder wünschst du dir eine Beziehung? Was sind deine Wünsche und Bedürfnisse? Denkst du, dass du bei dir bleiben kannst oder verlierst du dich oft in deinem Gegenüber?

„Selig ist der Mensch, der mit sich im Frieden lebt. Es gibt auf Erden kein größeres Glück.“  Buddha Im nächsten Blog-Beitrag wird es um die symbiotischen Beziehungen gehen, die wir führen und die uns daran hindern, uns zu entwickeln und zu uns selbst zu finden.

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