Beitrag der Fachstelle Sexuelle Gesundheit vom Betula

Nicole ZähnerSozialpädagogin

Im zweiten Blog-Beitrag möchten wir das Thema Liebesbeziehungen nochmals von einer anderen Seite beleuchten. Wir vertiefen uns ins Thema der symbiotischen Beziehungen.

Wie zeigen sich symbiotische Beziehungen?

Eine Symbiose besteht, wenn zwei (oder mehr) Personen sich so verhalten, wie wenn sie zusammen nur eine Person wären. Diese Beziehungsform ist strukturell dadurch gekennzeichnet, dass keine der beteiligten Personen fähig ist, ihre drei Ich-Zustände (Eltern-Ich, Erwachsenes-Ich, Kinder-Ich) gleichermassen zu aktivieren. Um eine gesunde Beziehung zu führen, muss dies gewährleistet sein. Sich im anderen verlieren, sich für jemanden aufopfern, den Wunsch haben, dass die andere Person Erfüllung bringt oder, dass man sich trotz Beziehung einsam fühlt, sind Anzeichen für eine symbiotische Beziehung. Symbiotische Beziehungen hindern uns an der eigenen Entwicklung.

Man hat Erwartungen an das gegenüber, welche man meist selber nicht erfüllen kann, nicht für sich selber und nicht für den anderen. Es wird nicht gesehen, dass wir gar nicht mehr alle Ich-Zustände besetzen können. Wir sind dann mehrheitlich nur noch im Kind- oder im elterlichen-Ich Zustand. Die Fragen, die man sich dazu stellen kann, sind zum Beispiel: Gibt es Situationen, in denen ich zu viel Verantwortung für den anderen übernommen habe? Habe ich mich aufgeopfert? Gibt es Momente in denen ich meine Grenzen verletzte und habe dabei mein Gegenüber dafür verantwortlich gemacht? Fühle ich mich manchmal nicht gehört? Meist dann, wenn ich mich klein oder überlegen fühle, verantwortlich oder ohnmächtig, besetze ich nicht mehr mein Erwachsenes-Ich, sondern das Kind- oder Eltern-Ich und bin somit in der symbiotischen Beziehung, welche mich und mein Gegenüber nicht nährt, sondern über kurz oder lang verletzen wird.

Das Verhalten, welches wir in Beziehungen zeigen, ist geprägt von unseren inneren Überzeugungen und Botschaften, welche wir selber als Kind entwickelt haben. Oft sind es Sätze wie, «ich bin nicht gut genug», «ich darf nicht sein», «ich bin nicht wichtig» …. Solche inneren Überzeugungen prägen dann auch die aktuellen Beziehungen. Jemand der denkt, seine Bedürfnisse sind nicht wichtig, versucht es zum Beispiel allen anderen recht zu machen – auch dem Partner. Dies wiederum bedeutet, dass sich diese Person in einer Beziehung aufopfert und unterschwellig den Wunsch hat, dafür gesehen und gelobt zu werden. Diese Person möchte hören/spüren, dass sie eben doch wichtig ist. Wenn nun der Partner diese Erwartung erfüllen will, wird er sein Eltern-Ich besetzen, um dessen Kind-Ich, welches den Wunsch hat wichtig zu sein, zu nähren. Da er aber nicht «die Eltern» ist, wird er dies nie schaffen. An diesem Punkt wird die Beziehung dann anstrengend, für beide, da beide unter Druck stehen und Erwartungen haben, welche so vom gegenüber nicht erfüllt werden können.

Wie wähle ich meinen Partner, meine Partnerin aus?

Viele Menschen sind in Beziehungen oder wünschen sich eine Beziehung, um sich komplett und geliebt zu fühlen. Nun, wie oft warst du in einer Beziehung, die dich längerfristig glücklich gemacht hat? Was ist dein Anspruch an eine mögliche Partnerschaft. Was ist für dich wichtig? Wie willst du geliebt werden und vor allem, wie möchtest du lieben?

Überlege dir mal ganz in Ruhe, was du zu bieten hast. Wer bist du? Was möchtest du in einer Beziehung geben? Was macht dich aus? Zu was bist du bereit oder eben nicht? Oft überlegen wir, was wir uns in einer Partnerschaft wüschen. Wir machen Listen und Überlegungen wie der «perfekte» Partner sein soll. Wir vergessen dabei aber etwas ganz Zentrales – «Ich ziehe an, was ich geben kann». Ich sehe mich selbst in dir und ich verurteile in dir, was ich in mir selbst nicht sehen will. Alles, was mich an meinem Gegenüber ärgert und/oder Reaktionen auslöst, sind unerledigte Dinge in mir. Diese Dinge verleiten dazu, eine symbiotische Beziehung einzugehen, welche unsere Sehnsüchte zwar nährt, diese aber nicht heilt.

Im Wissen darum, dass wir im anderen suchen, was wir selber noch nicht entwickelt haben, möchte ich euch dazu motivieren, zuerst bei euch selber anzufangen. «Liebe ich mich selber genug, um jemand anderen wahrhaftig zu lieben»? Wenn du diese Frage liebevoll annehmen kannst und dich ehrlich auf den Weg machst, dies zu erlernen, wirst du Menschen anziehen, die dir guttun, die dich lieben werden für wer du bist und die an deiner Seite aufblühen können, weil du sie mit deiner echten Liebe nährst – und sie werden es dir gleichtun. Du wirst fühlen und erleben, dass du okay bist, so wie du bist. Deine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse werden legitim und bedeutsam sein. Du wirst verstanden und akzeptiert werden und du wirst Wertschätzung spüren.

„Strahle grenzenlose Liebe in die ganze Welt aus». Buddha

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