Best Practice – der offene Dialog

Christian Brönimann, IL Betula

In den Frühen 80er Jahren hat sich im Norden Finnlands ein neuer Ansatz für die Betreuung von Personen entwickelt, welche an einer Schizophrenie erkrankt sind.

Das Vorgehen mit der Methode des offenen Dialogs ist schnell erklärt:

Auf Anfrage sucht ein interdisziplinäres Betreuungsteam unverzüglich den Klienten oder die Klientin auf, welche sich in einer psychotischen Krise befindet. Es folgen in der Regel tägliche Besuche, überwiegend zu Hause, bis die Krise überwunden ist. Um Isolation und Stigmatisierung zu vermeiden, wird ein stationärer Klinikaufenthalt möglichst vermieden und Neuroleptika werden nur in seltenen Fällen und äusserst zurückhaltend abgegeben. Der Ausbruch einer Psychose wird in engen Zusammenhang mit emotionalen Problemen in den zwischenmenschlichen Beziehungen gebracht, aus diesem Grund werden die Familie und das soziale Umfeld konsequent in die Behandlungsprozesse einbezogen. Im offenen Dialog ist jede einzelne Stimme wichtig, insbesondere die des Klienten selbst. In wertschätzender Atmosphäre werden Beziehungen und Bedürfnisse geklärt und damit gesundheitsfördernde Bedingungen im häuslichen Umfeld geschaffen. Erst wenn alle Beteiligten auf Augenhöhe gehört worden sind und miteinander in einem Dialog stehen, können sich tragfähige Lösungen ergeben, so der Hintergrund der Methode des offenen Dialogs. Das persönliche Netzwerk wird konsequent als wichtige, positive Ressource betrachtet.

Erfahrungen zeigen, dass bei psychischen Krisen das Netzwerk der Erkrankten durch die Fachleute kaum Unterstützung erfährt. Sind unterstützende Kontakte vorhanden, können diese sehr schnell überfordert sein. Sind die Erkrankten erst einmal hospitalisiert, ist die Hilfe des Netzwerks nicht mehr gefragt.

Betroffene beschreiben diese Situation mit «getrennte Welten».

Diese getrennten Welten führen dazu, dass Laien sehr wenig über psychische Beeinträchtigungen wissen und Betroffene stigmatisiert werden.

Persönliche Kontakte mit Krankheitserfahrenen und Wissen über psychische Erkrankungen tragen dazu bei, dass Vorurteile abgebaut werden. Das Unwissen und die Tabuisierung führen auch dazu, dass psychische Erkrankungen oft oder viel zulange nicht erkannt werden.

Tom Andersen, (reflektierendes Team), Jaakko Seikkula (Netzwerkorientierung) und Yrjö Alanen (psychodynamische Überlegungen zu bedürfnisangepassten Behandlungen) führten ihre Erfahrungen mit den Prinzipien der systemischen Therapie zusammen und entwickelten so den Ansatz des offenen Dialogs.

Wir im Betula sind selten in den ersten Phasen einer Krankheit involviert und haben andere Aufgaben bezw. eine andere Position in der psychiatrischen Versorgung. Dem desto trotz können wir die Hauptmerkmale und die Haltungen, welche dem Ansatz des offenen Dialoges zugrunde liegen, im Alltag umsetzen.

Aus diesen Gründen reden wir mit unseren Bewohnenden und nicht über sie. An «Fall»-Besprechungen sind Sie steht es dabei und werden als Experten ihres Lebens konsequent ernst genommen. Mit der Methode des Reflektierenden Teams und der lösungsorientierten Intervision haben wir im Alltag zwei Methoden etabliert die für uns überaus Hilfreich und praktikabel sind.

Netzwerken & Peerarbeit

Bei der Netzwerkarbeit sehen wir im Betula durchaus ausbaufähiges Potential. Wir erfassen bei jedem Neueintritt die bestehenden sozialen Kontakte und deren bisherigen Aufgaben und die Wichtigkeiten mittels einer Netzwerkkarte. Wir fördern den Dialog und die gegenseitige Unterstützung unter den Bewohnenden und unter der Führung unserer Peer-Mitarbeiterin bieten wir geführter Begegnungsräume Aktivitäten ohne Betreuungspersonen. Unser Fachpersonal fördert und fordert in der Bezugspersonenarbeit konsequent Gesundheitsförderung, Entlastung und ein zielbewusster Umgang mit eventuell vorhandener Negativsymptomatik.

Entwicklung

Ausbaufähig sind im Betula der konsequente und fachliche und begleitete Einbezug der persönlichen Netzwerke und die Personenbezogene Sozialraumarbeit. Wir sind über die nachhaltige Wirksamkeit von offenen Dialogen und dem Einbezug des persönlichen Netzwerks überzeugt, und wollen diese fördern und ausbauen.

Der Text wurde auf der Basis von Internetrecherchen erstellt, weitere Informationen sind auf folgenden Webseiten einsehbar

https://www.spitalfmi.ch/psychiatrie/open-dialogue/

www.offener-dialog.de

Auch der mit Untertiteln versehene finnische Film ist lohnenswert

https://www.youtube.com/watch?v=IsnzUxE7emI

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