Denn ich finde es ok, mich zu zeigen.

So. Ich schreibe jetzt auch mal einen Blogbeitrag. Oder soll ich lieber nicht? Da biete ich ja unglaublich viel Angriffsfläche. Ich zeige mich, mache mich angreifbar. Aber, Moment mal, das kenne ich doch von meiner täglichen Arbeit. Mich zeigen, mich zu erkennen geben, das ist quasi „daily business“ in meiner Arbeit als Pflegefachfrau HF mit Schwerpunkt Psychiatrie in der Rolle der Betreuerin im Betula Wohnheim. Mal bin ich Zuhörerin, mal Lehrerin, mal „Sparring“-Partnerin, mal Samariterin, mal Mutter, mal Reinigungsfachfrau – aber immer bin ich Mensch – mit Kopf, Herz und Hand. Mit allem, was mich ausmacht. Ich bin nicht nur die Fachperson, sondern auch der Mensch dahinter, Bettina. Und tatsächlich bietet dies Angriffsfläche. Aber wenn die Flächen sich aneinander reiben, entsteht Energie. Es kann gelernt und gelebt werden. Vielleicht kann erlebt werden, was gefehlt hat, was es braucht, um zu lernen, was gelernt werden möchte. Aber ist das nicht ein wenig unprofessionell, stellt sich vielleicht die Frage. Ein Risiko besteht sicher, so wie alles im Leben zwei Seiten hat und viele Dinge Risiken bergen. Aber ich bin Optimistin. Ich befasse mich lieber überwiegend mit den Sonnenseiten, den Stärken, den Chancen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass das Positive bei einer Begleitung auf Augenhöhe, quasi von Mensch zu Mensch, deutlich überwiegt. Dies habe ich kürzlich beim Schreiben meiner Abschlussarbeit des ZASP Lehrgangs unterstreichen können. Der Titel war „Professionelle Nähe im Fokus“. Mein Ziel war es, der von mir bisher wahrgenommenen allgemeinen Abgrenzungswut ein Gegengewicht und der professionellen Nähe ein Gesicht und eine Stimme zu geben. Dies ist mir anhand von Interviews mit ehemaligen Betreuten und mit mir befreundeten Fachpersonen gelungen. So kann ich mit voller Überzeugung sagen: Ja, ich zeige mich weiterhin gerne und arbeite in meinem Beruf mit allem, was mich ausmacht, mit mir als Ganzes, mit allen Vor- und Nachteilen. Und ich schätze meine Arbeit. Und ich schreibe diesen Blog-Beitrag. Denn ich finde es okay, mich zu zeigen.

Bettina Gmünder

4 Kommentare zu „Denn ich finde es ok, mich zu zeigen.“

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