Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Wer mit Kleinkind unterwegs ist, geht mit anderen Augen durch die Welt. Mir ist nämlich etwas aufgefallen, an einem Ort, an dem ich schon zig Male vorbei gelaufen bin. Und letzthin, tatsächlich, habe ich dank einem Rabenvogel etwas entdeckt. Es ist: ein Schild.
Ein Schild, auf dem Folgendes steht:
«Parkplatz nur für IV», blaues Schild mit weisser Schrift.
Ah.
Dieser Parkplatz ist für die Invalidenrente reserviert.
Nein?
Dieser Parkplatz ist für die Mitarbeiter der IV reserviert.
Nein?
Dieser Parkplatz ist für Menschen mit einer manisch-depressiven Erkrankung reserviert.
Dieser Parkplatz ist für Menschen im Rollstuhl reserviert.
Dieser Parkplatz ist für Menschen mit Down-Syndrom reserviert.
Dieser Parkplatz ist für Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung reserviert.
Bei welchem Satz dachten Sie: «Ja», bei welchem «Nein»? Ganz ehrlich?
Wahrscheinlich wird mit «Parkplatz nur für IV» gemeint, für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung.
Was würden wohl viele Menschen sagen, wenn sie jemanden auf besagtem Parkplatz ohne Hilfsmittel aus dem Auto steigen sehen?
Umgekehrt, was wohl die Menschen denken, wenn jemand aus einem öffentlichen WC, gekennzeichnet mit dem Rollstuhlsignet und dem Vermerk «pro infirmis» (heisst, man muss den Schlüssel dazu haben) zu Fuss hinausläuft? Ohne Rollstuhl, Rollator oder Gehhilfe?
In unseren Köpfen hat sich festgesetzt wer wohl wie, wo zu sein hat.
Psychisch Erkrankte haben genauso einen IV-Ausweis und könnten auf besagtem Parkplatz parkieren.
Auch Menschen ohne Gehhilfen können auf das gekennzeichnete WC, weil sie den Schlüssel eben brauchen.
Die Grenzen sind in unserem Kopf und nicht auf Schildern.
«Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.» – Ingmar Bergman, schwedischer Drehbuchautor