Digital in die Zukunft – Papierlos in die Zukunft?

Simon SchmidSozialpädagoge

Im Betula führen wir physische Akten. Soll heissen, zu jedem Bewohner und jeder Bewohnerin verfügen wir an den verschiedenen Standorten je einen Ordner, in welchem wichtige Unterlagen zum Aufenthalt einer Person abgelegt sind. Teilweise sind dies interne Dokumente und Formulare, wie beispielsweise die jährliche Checkliste mit wiederkehrenden Aufgaben in der Bezugspersonenarbeit. Auch Protokolle von Standortgesprächen, Kontrollblätter für die Medikamentenabgabe, Förderplanungen und vieles mehr werden in diesen Ordnern abgelegt. Hinzu kommen Dokumente und Akten von extern, wie beispielsweise Berichte von Klinikaufenthalten, Rechnungen, Policen, Verträge etc.

Um herauszufinden, wie viel Papier tatsächlich in unseren Aktenschränken abgelegt wird, habe ich vier Ordner zur Hand genommen und durchgezählt. Ich habe hierbei Ordner von Bewohnenden ausgewählt, die unterschiedlich lange bei uns sind. Zwei der vier Personen haben eine IV-Rente, eine Person ist in einer Justizmassnahme und bei einer Person ist der Aufenthalt subsidiär durch das Sozialamt finanziert. Dies macht erfahrungsgemäss durchaus einen Unterschied in der Menge der hinterlegten Akten, weshalb mir diese Verteilung wichtig war. Durch die Auswahl ist die Menge an Akten meines Erachtens weitgehend repräsentativ. Im Durchschnitt beinhaltet jeder dieser Ordner 152 Blatt Papier.

Betula bietet rund 70 Bewohnenden Platz, jedoch lebten im Jahr 2022 unter Berücksichtigung von Ein- und Austritten total 82 Personen bei uns. Wendet man die durchschnittliche Papiermenge auf diese Anzahl Bewohnerordner an, ergibt dies eine Gesamtmenge von rund 12’500 Blatt Papier.

Das Gewicht dieser Papiermenge beläuft sich auf rund 63 Kilogramm (5 Gramm pro Blatt Papier). Für die Herstellung dieser Papiermenge werden ca. 135 Kilogramm Holz und 350 Kilowattstunden Strom verbraucht. Ein durchschnittliches Elektroauto könnte mit dieser Energie rund 2’300 Kilometer fahren, was der Strecke von Romanshorn nach Helsinki entspricht.

Natürlich sind diese Zahlen sehr pauschal und vielleicht auch etwas überspitzt. Schliesslich nutzen wir im Betula ausschliesslich Recycling-Papier, was die Energiebilanz wesentlich verbessert. Dennoch werden wir uns, nicht nur der Umwelt wegen, überlegen müssen, wie wir in Zukunft mit physischen Akten umgehen. Komplett auf jegliche Unterlagen in Papierform zu verzichten, scheint derzeit nur schwer umsetzbar, und ist vielleicht auch gar nicht erstrebenswert. Schliesslich müssen bei der digitalen Aktenablage diverse Faktoren mit einbezogen werden. Die genutzten Server müssen sicher sein, die notwendigen Kapazitäten hierfür verursachen ebenso Kosten und benötigen wie die Papierproduktion auch Energie. Insofern ist gutes Abwägen oberstes Gebot. Die nächsten Jahre werden zeigen, in welche Richtung wir uns entwickeln werden.

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