Christian Brönimann, Institutionsleiter, LOA-Trainer, Segler, Grossvater,
Es besteht die Tendenz, nichts verpassen zu wollen. Die Gefahr, andere könnten es besser oder schöner haben, kann Menschen antreiben und unter Druck setzen.
Facebook, Instagram und Co. zeigen uns jederzeit auf, was meinen «Freunden» so toll gelingt und wie gut sie es doch haben.
Es kann daraus der Wunsch folgen, aus allem nur das Beste herauszuholen und der Trend zur Optimierung, der im ganzen Leben stattfindet, verstärkt sich.
Das schafft Stress, Freizeitstress.
Eine ähnliche Spirale liesse sich auch im Konsum- und Reiseverhalten aufzeigen, auch hier besteht die Tendenz zu immer mehr und immer ausgefallener.
Ein ehemaliger Mitarbeiter von uns hat in seiner Diplomarbeit die These aufgestellt, Freizeit sei die Zeit, in der nichts abgemacht ist und er tun und lassen könne, wie es ihm gefällt.
Diese Definition von Freizeit, ich sage dazu lieber «von freier Zeit», kommt mir sehr entgegen.
Ich liebe es, wenn ich keine Verpflichtungen und keine Idee für eine Aktivität habe. Ich kenne kaum ein überwältigenderes Gefühl von Selbstbestimmung und Autonomie, als wenn ich über meine Zeit selber verfügen kann.
Die Welt steht mir offen und ich kann mich für die von mir geschätzte Langeweile oder für eine Aktivität entscheiden.
Das Wesentliche daran ist die Möglichkeit, frei darüber entscheiden zu können. Damit ich in diesen Zustand komme, bedarf es einiger Vorbereitungen und dem Bewusstsein «weniger ist mehr».
Wenn ich dann den Rasen meiner Eltern mähe oder für einen Verein die Rechnung führe, ist mir bewusst, dass ich das in meiner Freizeit erledige, aber dazu nicht per se meine freie Zeit einsetze. Die ist nämlich für mich reserviert.