Gefühle

Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …

Sie begleiten uns Tag für Tag, manchmal sogar Nacht für Nacht. Seien es positive oder negative Gefühle. Sie sind da und gehen nicht «einfach weg».

Wir tendieren dazu, die negativen Gefühle anders zu handhaben als die positiven Glücksgefühle. Ich sage nicht, wir versuchen ständig sie zu verdrängen – obwohl das auch eine Strategie ist von einigen Menschen. Ob sie nachhaltig ist, sei einmal dahingestellt.

Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass – sobald es sich um negativ wahrgenommene Gefühle dreht – schnell nach Lösungen gesucht wird.

Trauer, Wut oder Enttäuschung sind Klassiker.

Trauert jemand? Kommen rasch Sätze wie «morgen sieht die Welt anders aus» oder «bald geht’s dir sicher wieder besser».

Ist jemand wütend? Heisst es «du darfst der Wut nicht so viel Platz lassen» oder «denk doch positiv und an das Schöne».

Ist jemand enttäuscht? Sind Sätze wie «schlaf mal drüber, dann geht’s wieder» oder «ach komm, auf der anderen Seite des Zauns ist das Gras immer grüner. Sei froh, um das was du erreicht hast» nicht weit.

Verdienen es diese oben genannten Gefühle nicht auch, gleich angenommen und gehört und gefühlt zu werden wie Freude und Glück? Muss ich wirklich gleich daran denken, was denn jetzt noch positiv ist, wenn mir elend traurig zu Mute ist? Muss ich die Wut beiseiteschieben, obwohl sie so präsent ist? Und wenn ich enttäuscht bin, muss ich wirklich mal eben kurz drüber schlafen? Ich finde, nein.

Ich finde, auch die von uns als «schwierig» und «negativ» wahrgenommenen Gefühle dürfen ausgelebt werden. Ich möchte sie nicht verdrängen und verschlafen. Natürlich nicht bis in alle Ewigkeiten. Aber weshalb gestehen wir uns nicht einfach mal einen Tag ein, an dem eben auch das Negative und das Traurige Platz haben darf?

Ich finde, sei wütend! Lass es raus! Und sei auch mal einfach traurig! Und morgen, morgen ist zwar nicht alles besser aber morgen starten wir neu.

Und falls Sie das komisch finden, drehen wir’s doch mal um?

Wie schräg wäre das, wenn Sie frisch verliebt und glücklich sind und jemand sagt zu Ihnen: «Ach komm, schlaf mal eine Nacht drüber. Morgen sieht’s bestimmt nicht mehr so rosig aus».

«Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.» – Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter und Naturforscher

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