Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
Jedes Jahr am Jahreswechsel überlegen sich zig Menschen, was im neuen Jahr besser laufen soll. Vorsätze werden gefasst, der 1. Januar scheint DER Tag zu sein, an dem man mit Schlechtem brechen und Gutem beginnen kann.
Vorsätze, die vielleicht seit Herbst darauf warten, umgesetzt zu werden. Und bis es dann der 1. Januar ist, sind die Vorsätze vielleicht gar nicht mehr so wichtig, das Ziel nicht mehr so erstrebenswert, weil’s ja bis anhin auch ganz gut so funktioniert hat. Je später das alte Jahr, je öfters kommt: «Nächstes Jahr dann, dann wird’s anders!». Ich könnte das nicht. Mich würde das zu sehr stressen, diese Deadline, dieses Damoklesschwert, das über mir hängt und mich einerseits zwingt zu warten, bis die Uhr am 31.12. 00.00 schlägt, andererseits den Druck, den ich dann hätte, dass am 1. Januar wirklich was geändert werden muss. Und mit Stress etwas Neues zu beginnen – nun ja, ich weiss nicht, ob das wirklich gut kommen würde. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Menschen im Stressmodus beim Handgeben bereits die nächste Person ansehen, statt dieser in die Augen zu schauen, zu der die Hand gehört? So stelle ich mir einen Neujahrsvorsatz vor. Ich gebe dem Vorsatz zwar die Hand – ob kurz oder lang sei dahingestellt – und schaue aber vor meinem inneren Auge bereits auf den 1. Januar im Folgejahr.
Und so ist mir das Hier und Jetzt viel lieber, um etwas Neues in mein Leben zu lassen oder etwas Altes endlich aus meinem Leben zu verbannen, als damit zu warten bis es Mitternacht schlägt.
In dem Sinne wünsche ich ein Jahr 2022, in dem viel im Hier und Jetzt gelebt wird, in dem es ok ist, keine Vorsätze zu haben ausser vielleicht den Vorsatz, bei Vorsätzen nicht zu lange zu warten.
«Morgen nennt man den Tag, an dem die meisten Fastenkuren beginnen.» – Gustav Knuth, deutscher Schauspieler