Kraftgebender Vaterschaftsurlaub

Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin,  Mama, Bloggerin, …

Vor einigen Tagen habe ich einen Artikel gelesen, in dem es darum geht, dass zwei Politiker den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub versenken möchten – mit Hilfe des Volkes, mittels eines Referendums.

Die Frage, die sich die Gegnerin des Vaterschaftsurlaubs stellt, ist, wovon sich die Väter denn erholen müssten.

Natürlich kann man das so eindimensional betrachten. Die Frau trägt das Kind aus, die Frau hat unter Umständen Wasser in den Beinen, Übelkeitsattacken, Müdigkeit und ein schmerzendes Kreuz. Die Frau bringt das Kind auf die Welt, was, egal auf welche Weise, mit Schmerzen verbunden ist. Und auch im Spital, nach der Geburt, schläft die Mutter wenig, der Vater zu Hause viel. Ja, so betrachtet muss sich der Vater tatsächlich nicht so erholen wie die Mutter.

Und das ist doch der springende Punkt, oder? Zu Hause, mit Schmerzen, Müdigkeit und vielleicht einer klitzekleinen Überforderung (plötzlich zu dritt!), wer möchte da alleine sein? Ich kenne niemanden und ich war die Letzte, die damals hätte alleine sein wollen. Und wer ist da die bessere Unterstützung als der Vater?

Und wie könnte der Vater eine bessere Bindung zum Baby aufbauen, als wenn er zu Hause ist, mithilft, wickelt, herum trägt, das Bäuchlein massiert?

Und was könnte im Wochenbett kraft gebender sein, als der Partner, der einem das Essen kocht? Einkaufen geht, weil am Anfang alles noch so schrecklich kompliziert anmutet, mit diesem kleinen Wesen, das so zerbrechlich ist?

Und wie könnte eine Familie besser zusammenwachsen und sich als Familie finden, als wenn alle zu Hause sind, die zu Hause sein sollten?

Und weshalb müssen wir das im Jahre 2019 noch diskutieren?

Fragen über Fragen, zu denen ich nur zu einer Antwort finde.

«Ehe man eigene Kinder hat, hat man nicht die leiseste Vorstellung davon, welches Ausmass die eigene Stärke, Liebe oder Erschöpfung annehmen kann.» – Peter Gallagher, US-amerikanischer Schauspieler

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