Mitleid

Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …

Oft wenn jemand eine Krise hat, es jemandem im Umfeld nicht gut geht, jemand trauert oder jemand sehr krank ist. Kurzum: wenn es herausfordernde Situationen sind, passiert es oft, dass wir ins «Schönreden» fallen, wir beginnen Ratschläge zu erteilen oder auf das Positive hin zu weisen.

«Immerhin ist dies oder jenes nicht AUCH noch passiert.»

«Es ist doch gut, dass du dieses oder jenes noch kannst.»

«Probier doch mal XY!», manchmal noch mit dem Zusatz: «das hat beim Schwager meiner Freundin gut geholfen.»

Vor allem Ratschläge werden selten verlangt, und ist oft ein Zeichen der eigenen Überforderung, wie mit der Situation umzugehen ist.

Soll es Mitleid sein?

In einem sehr intensiven Gespräch in meiner Zeit im Betula kam genau dieses Thema auf.

Dass erstens, die ungefragten Ratschläge weh tun, weil man sich nicht wahrgenommen fühlt, sondern dazu gedrängt wird, auf den Ratschlag statt auf das eigentliche Thema einzugehen. Und zweitens, dass Mitleid fehl am Platz ist, sondern dass es eine gute Prise Mitgefühl sein darf.

Und auch als Fachperson (aber nicht nur, auch im Privaten erlebe ich das) ist Mitleid wenig hilfreich. Wenn ich so sehr mitleide, bin ich nicht hilfreich. Wer mitleidet, ist sehr besorgt um die Person oder um die Situation. Möchte gerne helfen und trösten, vielleicht auch aufmuntern, so dass das Leiden des Gegenübers und irgendwie auch mein eigenes (mit-) leiden gelindert wird.

Mitgefühl heisst nicht, dass ich weniger empathisch bin, nein. Ich nehme durchaus (An-)teil an den schwierigen und schweren Gefühlen und fühle mit statt ich leide mit. Und bin so erstens hilfreicher und zweitens geht es mir selber besser, ohne dass ich zu tief in die Schwere hineingezogen werde.

Und ja klar, dies zu trennen ist nicht immer einfach.

Was mir jeweils geholfen hat zu trennen, wo ich gerade stehe, war folgende Frage:

«Was würde ich mir in dieser Situation wünschen? Ratschläge? Jemand der mit mir mitleidet und mit mir gemeinsam «versumpft» in den Problemen oder jemand der zwar mitfühlt, jedoch noch «Herr der Lage» sein kann?».

«Menschen zu finden, die mit uns fühlen ist wohl das schönste Glück auf Erden.» – Carl Spitteler, Schweizer Dichter, Schriftsteller und Kritiker

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