Momente, die eben nicht gähnend langsam, sondern rasend schnell vorbeigehen

Glück hat, wer Zeit hat. Ja, die Zeit. Ein kostbares Gut – das hört man von allen Seiten. Doch was ist sie, diese Zeit? Und ja, diese Frage stelle ich ziemlich unbeholfen in den Raum, vielleicht deshalb, weil mich Physik nie richtig interessiert hat. Und – was geschieht mit der Zeit, wenn die Erde sich eines Tages von den Menschen befreit hat? Tickt die Uhr weiter? Und wer misst die Zeit? Oder sind Sekunden, Minuten, Stunden dann belanglos?

Wie dem auch sei, erst wir als Menschen geben der Zeit eine Grösse und füllen diese mit allen möglichen Dingen. Wie beispielsweise dem Anstehen am Postschalter mit der Nummer 334, jedoch erst die Nummer 316 ausgerufen wird und wir wissen, dass in 5 Minuten unser Zug fährt. Oder, wenn wir mit unserem Lieblingsmenschen zusammen sind und uns zwei Stunden plötzlich wie zwei Minuten vorkommen; wenn wir –gebadet in Schweissausbrüchen – auf den Beginn der mündlichen Prüfung warten, was in fünf Minuten der Fall sein wird; wenn wir in die Ferien fahren und nach gefühlten zwei Tagen die drei Wochen schon wieder vorbei sind.

Gemein, aber Fakt ist: Zeit, die mit schönen, angenehmen Dingen gefüllt ist, vergeht schneller. Obwohl die Minuten immer 60 Sekunden haben. Zeit, welche mit Sorgen, Ängsten, Lasten und Unannehmlichkeiten gefüllt ist, vergeht langsam und träge.

Ja, die Zeit. Welch Phänomen! Wir können sie nicht greifen, sondern nur füllen mit Dingen. Wir nehmen die Zeit unterschiedlich wahr und können sie – obwohl wir das noch so gerne möchten (manchmal) – doch auch nicht stoppen. Die Währung Zeit empfinde ich im Beruf „Sozialarbeiterin“ als etwas sehr Wertvolles. Wie viel macht es aus, sich mal ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um beispielsweise einen Kaffee zu trinken. Oder ein Gespräch zwischen Tür und Angel – ganz ungezwungen – zu führen. In solchen Gesprächen werden manchmal Dinge angesprochen, die sonst vielleicht erst viel später – oder gar nie – gesagt würden. Ein Stück „Normalität“ gepaart mit ein wenig Zeit, dies sind dann vielleicht genau jene Dinge, die im Gedächtnis bleiben. Die Momente, die eben nicht gähnend langsam, sondern rasend schnell vorbeigehen.

„Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heissen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.“

Albert Einstein, theoretischer Physiker

 

Karin Morgenthaler

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