Pizza mit Mais, Peperoni, Artischocken und Salami

Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …

An einem Samstagabend, als ich Wochenenddienst hatte im Wohnheim des Betula. Es gibt selbstgemachte Pizza mit Salat. Während dem Pizzabelegen kommt ein Bewohner um die Ecke und fragt, was es gibt. «Pizza mit Mais, Peperoni, Artischocken und Salami belegt. Und Salat.», antwortet ein Anderer. «Was, so gesund? Hilft das auch für die Stimmen im Kopf? Wenn ja, möchte ich keine – sonst muss ich hier noch raus. Das mag ich nicht.» Schallendes Gelächter.

An einem Abend unter der Woche. Kurz vor meinem Feierabend kommt ein Bewohner und erklärt, seine Stimme im Kopf rede über mich und er müsse nun etwas tun, was die Stimme ihm sagt. Ich – ganz ernst – frage nach. Er sagt zu sich selber: «ah, ok, alles klar» und rennt davon. Ein paar Sekunden später kommt er zurück mit einem Tee. Er lacht, er habe keine Stimmen. Er habe nur gesehen, dass ich die Tasse mit Tee in der Küche vergessen hätte.

Diese zwei kleinen Beispiele mögen dem einen oder andern befremdlich vorkommen. Macht man wirklich Witze über psychische Erkrankungen? Und – fast noch die wichtigere Frage – darf man als Nichtbetroffene mitlachen?

Ich finde: ja, man darf. Man soll sogar. Natürlich – solche Geschehnisse wie oben beschrieben, passieren nicht in der Kennenlernzeit. Vielleicht auch nicht in den ersten Monaten. Doch ich finde, es zeigt das grosse Vertrauen in die Person gegenüber, wenn auch solche Momente mit tiefschwarzem Humor ihren Platz haben. Man darf zusammen lachen über etwas, das nicht zum Lachen ist. Im Wissen darum, dass das Gegenüber genau weiss, dass es Momente gibt, die nur noch schwer und dunkel und belastend sind. Umso schöner, schüttet gemeinsames Lachen Glücksgefühle aus.

«Humor ist der Knopf der verhindert, dass uns der Kragen platzt.» – Joachim Ringelnatz, deutscher Schriftsteller und Maler