Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
«Spitäler kurz vor Kollaps.»
«Spitäler sind bald voll, wenn wir nichts unternehmen.»
«Pflegende im Spital machen mehr Überstunden als je zuvor.»
«Muss bald entschieden werden, wer an die Beatmungsmaschine darf?»
So oder so ähnlich lauten die Schlagzeilen seit bald einem Jahr.
Ein Jahr Corona.
Ein Jahr lang Ängste um genügend freie Betten im Spital.
«Psychiatrien kurz vor Kollaps.»
«Psychiatrische Anstalten sind bald voll.»
«Pflegende in der Psychiatrie machen mehr Überstunden als je zuvor.»
«Muss bald entschieden werden, wer mit einer akuten psychischen Krise behandelt wird?»
So oder so ähnlich habe ich praktisch nie etwas gelesen. Dass es seit Covid-19 immens mehr Aufenthalte in einer psychiatrischen Klinik gibt, bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen – davon liest man vielleicht mal in einem Nebensatz.
Klar wird in dieser Krise, dass die psychische Gesundheit keine Schlagzeile wert ist.
Aber – seien wir ehrlich – das war es vor Corona schon nicht. Im Gegenteil. Während Teile der Gesellschaft auf «Depressionen» Antworten bereit halten, wie: «Ja, da muss man sich halt mal zusammenreissen. Sich aufraffen.», sagt zu einem dreifachen Wadenbruch mit zertrümmertem Fussgelenk niemand: «Ja, jetzt einfach mal die Zähne zusammenbeissen, so schlimm wird’s wohl nicht sein. Mal anfangen mit Laufen, nach jedem Schritt geht’s dann besser!».
Psychische Erkrankungen sieht man in der Regel nicht von aussen. Vielleicht ahnt man es, wenn man viele Narben sieht, die auf selbstverletzendes Verhalten hindeuten. Ansonsten? Fehlanzeige.
Doch nur weil man es nicht gleich sieht, heisst das nicht, dass dieser Aspekt der Gesundheit vernachlässigt werden darf. Auch nicht in Zeiten von Corona. Vielleicht sogar umso weniger in Zeiten von Corona.
«Es gibt tausend Krankheiten aber nur eine Gesundheit.» – deutscher Journalist und Theaterkritiker