Romanshorn als umfassender Sozialraum

Nina Stieger, Stadtentwicklerin in Romanshorn

Die Bestrebungen der Institution Betula, wonach die BewohnerInnen zwar auf eine professionelle Unterstützung zählen können, sich aber selber engagieren und Kontakte ausserhalb der Institution pflegen sollen, kann ich sehr unterstützen. Es ist für ein funktionierendes Gemeinwesen wichtig, dass alle Menschen, unabhängig von Alter, Schichtzugehörigkeit, Nationalität, Geschlecht oder anderer Merkmale gleichwertig wahrgenommen werden.
Menschen sollen sich dort, wo sie sich aufhalten, wohl fühlen, sei es am Arbeitsort, in der Wohnumgebung, beim Einkaufen oder in der Freizeit. Gerade die BewohnerInnen in der Institution Betula sind – im Unterschied zu Zu- oder WegpendlerInnen – ganztägig in Romanshorn. Dementsprechend ist es auch aus Sicht der Stadtentwicklung wichtig, auf die Bedürfnisse dieser Menschen besonders einzugehen und sie als Erwachsene in das tägliche Leben einzubeziehen.
Die Aktion zum 25-Jahr-Jubiläum von Betula mit der Birken-Pflanzung auf der Hafenpromenade im Jahr 2014 fand ich zwar symbolisch gut, doch konnte ich nicht verstehen, dass grundsätzlich langlebige Bäume für nur ein Jahr als Zwischennutzung platziert wurden. Ich würde mir wünschen, dass die Institution ihrem Namen Betula (Birke) gerecht wird und daher beständig und nachhaltig sichtbar ist. Eine Baumpflanzung hätte für mich an einem Ort Sinn gemacht, wo ein Bezug zu den Bewohnern der Institution Betula zu erkennen ist. So könnte ich mir eine von Betula konzipierte und gepflegt Parkanlage im Bildungs- und Bewegungscampus im Gebiet Weitenzelg vorstellen, in der sich alle Bevölkerungskreise einfinden und sich begegnen können.
Auch in der Innenstadt fehlt die Institution Betula in der öffentlichen Wahrnehmung und im Stadtleben. Gerade heute, wo der Stadtkern in starkem strukturellem Wandel ist und


die Besuchenden Vielseitigkeit und Besonderheiten finden wollen, sollte es möglich sein, ein publikumsorientiertes Angebot zu etablieren. Ich könnte mir Reparaturservices, Tauschbörse, alkoholfreie Getränke, kleine Imbisse, Verkauf von eigenen Erzeugnissen usf. vorstellen. Ich bin überzeugt, dass es Eigentümerschaften gibt, die Räumlichkeiten zu guten Konditionen zur Verfügung stellen würden.
Schliesslich würde ich es positiv finden, wenn die Betula-Leitung bei einem Beschrieb ihres Institutionsstandorts nicht mehr sagen müsste, er befinde sich in der Bausünde an der Ecke Allee- /Alpenstrasse oder der Mittagstisch finde hinter den zugepflasterten Schaufenstern des ehemaligen Bekleidungsgeschäfts Häberlin statt (siehe Foto Schulstrasse 11a aus dem Jahr 1912). Diese Anerkennung verdient die Institution Betula jedenfalls.
Sehr gut finde ich den Standort der Tagesstätte Ilex am Egnacherweg. Auch an diesem Standort gäbe es allerdings Potenzial für mehr Sichtbarkeit und Austausch. Vor allem bestünde m.E. für die benachbarte Wiese im Gleisdreieck in unmittelbarer Nähe zu den Erlebniswelten von Locorama und Autobau sowie EZO erheblicher Handlungsbedarf bezüglich ökologischer Aufwertung und erlebnisreicher Gestaltung.

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