Umgang mit Angst im Alltag

Kolumne von einer Bewohnerin des Betula

Ihr alle hattet in euren Leben mindestens einmal Angst.

Ich sage sogar, dass wir alle schon unzählige Male Angst hatten.

Angst ist nicht immer schlecht. Ganz im Gegenteil, sie mahnt uns, vorsichtig zu sein, nicht im Affekt zu handeln und sich in Gefahr zu bringen, sondern auch die Eigensicherung zu beachten.

Wir sollten also so handeln, dass wir uns und anderen keinen Schaden zufügen.

In der Psychologie unterscheidet man zwischen unspezifischen Ängsten und konkreten Phobien. Kurz gesagt, kann man Phobien ganz klar zuordnen. Jemand hat beispielsweise Angst von Spinnen.

Unspezifische Ängste können zum Beispiel die Angst vor der Angst sein oder die Angst, dass man von einem Menschen verlassen wird. Krankhafte Angst ist es dann, wenn sich diese manifestiert hat und den Körper andauernd in einen Spannungszustand versetzt.

Ich hatte vor meiner Zeit im Betula, sehr oft viele unspezifische Ängste. Ich hatte Angst, dass:

-ich niemandem was recht machen kann,

-ich so wie ich bin, nicht genüge,

-ich immer allein sein werde.

Das sind drei Ängste, die ich damals hatte. Natürlich waren es mehr. Diese drei Ängste habe ich heute nicht mehr. Wie ich das geschafft habe, diese Ängste zu überwinden, sage ich euch jetzt.

In einem stationären Klinikaufenthalt in einer Psychiatrie lernte ich sehr viel über meine Krankheit. Und auch über den Umgang dazu. Ich hatte insgesamt drei Aufenthalte in der Klinik, die insgesamt 1 Jahr dauerten. Ihr seht, ich habe sehr, sehr viel dazu gelernt.

In meiner Einzeltherapie mit meiner Psychiaterin rede ich auch oft über meine Ängste. Und in meinem Kopf habe ich Sätze wie: «Ich habe Angst, dass ich nicht gut genug bin», oder «Ich habe Angst, Fehler zu machen», aus meinen Gedanken gestrichen.

Ich habe sie durch positive Sätze ersetzt. Das sind dann Sätze wie: «Ich bin gut so, wie ich bin und das ist genug», oder «Ja, ich mache Fehler, aber hey, das machen alle». 

Seit ich diese Sätze umgewandelt habe, nimmt die Angst immer mehr ab. Sie ist noch da, aber nicht mehr in einem zu hohen Ausmass.

Man kann seine Ängste überwinden, es braucht aber viel harte Arbeit an sich selbst und auch viel Geduld. Und vor allem braucht es Zeit, viel Zeit sogar.

Da spreche ich aus Erfahrung. Seit der Diagnose meiner Krankheit, die auch sehr viel Angst auslöste und heute, sind beinahe 7 Jahre vergangen.

Genau solange bin ich schon in der Einzeltherapie. Und jetzt erst kann ich langsam sagen, ich habe nur noch dann Angst, wenn es nötig oder berechtigt ist. Ihr seht also, die Angst kann man durchaus kontrollieren.

Ich wünsche euch viel Kraft und Geduld auf dem Weg der Angstbewältigung.

Ich danke euch für die Aufmerksamkeit mit dem Lesen dieser Kolumne.

1 Kommentar zu „Umgang mit Angst im Alltag“

  1. Sehr schöner Artikel zum Thema Angst. Ich selber litt jahrelang unter Agoraphobie (Platzangst), einer bestimmten Form der Angststörung. Dabei wird die Angst durch bestimmte Orte und Situationen wie weite Plätze oder Menschengedränge ausgelöst. Ich vermied die auslösenden Situationen und konnte manchmal mehrere Tage meine Wohnung in Romanshorn nicht mehr verlassen. Mittlerweile habe ich die Agoraphobie überwunden.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Betula-Newsletter

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und wir informieren Sie über Themen, News und Veranstaltungen von Betula.

Einverständnis Datenschutzerklärung *
Nach oben scrollen
Scroll to Top