…voll mit Leben statt mit trockener Theorie.

Wer sich an frühere Blogs von mir erinnern mag, weiss vielleicht noch, dass ich Wörter und deren Bedeutung extrem spannend finde. Und auch, dass ich deren Nutzung im Alltag manchmal anprangere – und selbst weiss, dass ich die Wörter genauso nutze, wie ich eben eigentlich nicht möchte. Nun, ein «Lieblingswort» von mir ist die Kompetenz.

In der Sozialen Arbeit ist dieses Wort manchmal fast inflationär in Gebrauch. Alles wird in Kompetenzen unterteilt, man möchte die Kompetenzen fördern, das Gegenüber als kompetentes Gegenüber betrachten und so weiter. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – das ist alles wichtig und richtig und nötig.

Doch gehen wir davon aus, dass nicht alle die sozialarbeiterische Definition von Kompetenz kennen und nutzen, dann sind die Synonyme laut Duden:

  • Begabung
  • Qualifikation
  • Talent
  • Sachverständnis

Ist das nicht wunderschön? Die Soziale Arbeit schreibt also den Klientinnen und Klienten eine Begabung zu, die eigenen Probleme sowohl lösen zu können als auch zu wollen. Sie spricht ihnen ein Talent zu, ihre «Knacknüsse» zu erschliessen.

Wird das genug gewürdigt, mitten im «normalen Alltag», zwischen Terminen und Zeitdruck? Wissen die Professionellen, was für eine unglaubliche Qualifikation, für ein enormes Sachverständnis das Gegenüber hat, wenn mit ihr oder ihm ein Gespräch über all die Probleme geführt wird?

Oder geht das manchmal vergessen, und wir benutzen das Wort, weil es eben gut und schön klingt, ohne dass die tiefere Bedeutung uns bewusst ist? Oder bleibt gar nicht die Zeit, darüber nachzudenken? Oder haben wir es manchmal auch vergessen?

Übrigens stammt das Wort Kompetenz vom Lateinischen «competentia» ab, was so viel wie Zusammentreffen bedeutet. Wunderbar, nicht wahr? Wenn wir bedenken, dass all die Talente unseres Gegenübers mit den Begabungen von uns an einem Gespräch – auch wenn es um eine Krisenintervention geht – zusammenprallen… Was daraus wohl entstehen kann? Im besten Fall ein Plan, ein Vorgehen, eine Idee, eine Vision, wie es weiter gehen könnte. Und dann, ja dann, kann wieder von «Problemlösekompetenz» gesprochen werden.

Ich für meinen Teil hoffe, niemals die Kompetenz, also die Begabung, zu verlieren, mich für die Kompetenzen meines Gegenübers zu interessieren.  Denn dann hat das Wort Kompetenz für mich erst richtig Bedeutung. Nämlich die Bedeutung voll mit Leben, statt mit trockener Theorie.

«Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.» Albert Einstein, theoretischer Physiker

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