Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin, Mama, Bloggerin, …
«Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied».
«Ich hatte Nichts und schau wie weit ich es gebracht habe.»
«Jeder hat sein Leben selbst in der Hand. Man muss halt fleissig sein.»
Ja, solche oder so ähnliche Sätze, haben wir sie nicht alle schon gehört? Und sind Sie damit einverstanden? Jede und jeder ist selbst für sein Glück und den Erfolg verantwortlich?
Ich bin nicht ganz einverstanden. Jungunternehmer, beispielsweise, behütete Kindheit und Jugend, Eltern wohlhabend oder Mittelschicht, Matura, Studium, Selbständigkeit mit eigenem Betrieb. Natürlich ist es in diesem Beispiel einfach zu sagen, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Wenn man mit Ferrari oder BMW geboren wird, um die Autobahn zu befahren, macht das Spass.
Wird man jedoch mit einem Traktor oder Trottinett geboren, und hat Autobahn vor sich, ist es weniger lustig. Was tun? Trotzdem rauf und den ganzen Verkehr aufhalten oder sich sogar in Gefahr begeben? Oder raus auf den Acker, weg von der Ideallinie, irgendwo im Feld herumkurven?
Und ja, mir ist bewusst, ich habe Stereotypen bedient. Trotzdem: wenn jemand von Glück spricht und dass dieses auch beeinflussbar ist, bin ich immer etwas skeptisch. Zu oft, wenn ich so etwas gehört habe, war der Start optimal. Ohne grosse Probleme, Hindernisse, Rückschläge.
Seien wir doch ehrlich: der Start mit Ferrari oder BMW ist so viel einfacher als mit einem Traktor. Zumindest in der unsrigen Gesellschaft.
Und nein, ich finde Traktoren in keinster Weise weniger wert. Sie sind nur etwas langsamer und weniger geeignet für die Autobahn. Dafür meistern sie Stolpersteine und unebenes Gelände mit Bravour – wo die Ferraris auflaufen und – vielleicht von Traktoren – abgeschleppt werden müssen.
«Die grösste Gefahr im Strassenverkehr sind Autos, die schneller fahren, als ihr Fahrer denken kann.» – Robert Lembke, deutscher Journalist