Wenn “aber” Sprache Wirklichkeit schafft

Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin,  Mama, Bloggerin, …

Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ich über Worte nachdenke. Manchmal ertappe ich mich dabei, jemandem zuzuhören und bereits nach 10 Minuten weiss ich, welches seine oder ihre Lieblingsfüllwörter sind. Das ist manchmal nervig, manchmal amüsant. Aus einem Gespräch heraus entstand nun dieser neue Blog. Das heutige Wort, über das ich gerne laut nachdenken möchte, ist «aber».

«Ich bin stolz auf dich, wie du das hingekriegt hast! Aber wäre es nicht einfacher gegangen, hättest du blablabla?»

«Sehr fein hast du gekocht. Aber kannst du mir mal das Salz reichen?»

«Ich mag seine neue Freundin. Aber man sieht die beiden ja kaum noch.»

Ja, die Liste könnte vielleicht halb ewig so weitergehen. Das, was man sagt, wird im gleichen Satz abgeschwächt. Oftmals folgt «aber» auf etwas Positives, Schönes. Warum also, frage ich mich, kann man das nicht einfach mal so stehen lassen?

Wie beispielsweise: «Hey, ich bin stolz auf dich, wie du das hingekriegt hast! Ich bewundere dich, welche Geduld und Ausdauer du da an den Tag gelegt hast.»

«Ich mag seine neue Freundin. Gell, die sind halt so verliebt, klar, dass sie Zeit mit sich verbringen wollen. Das ging uns doch nicht anders!»

Ja, Sie haben richtig festgestellt: das mit dem feinen Essen habe ich extra weggelassen. Weil ich finde: «…nimm das Salz doch einfach wortlos. Und belasse es beim Kompliment fürs Essen».

Ich nehme mich da nicht raus, mit diesem «aber». Natürlich brauche ich es auch. Natürlich, um vielleicht das Gefühl zu haben, mit einem vorangegangenen positiven Satz das Gegenüber wenig(er) zu kränken. Klar.

Trotzdem möchte ich in meinem Alltag versuchen, dieses «aber» etwas zu verbannen. Denn, einen positiver Satz einfach so stehen zu lassen, tut der Seele gut – auf beiden Seiten. Aber, ob das so einfach wird…

«Einmal entsandt, fliegt das Wort unwiderruflich dahin.» – Horaz, eigentlich Quintus Horatius Flaccus, römischer Dichter

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