Und dies hilft, in Krisenzeiten standhaft zu bleiben.

Welche Anforderungen erlebe ich eigentlich im Betula? Was gelingt, was ist herausfordernd? Diese Fragen wurden an mich herangetragen. Ich wage es, sie zu beantworten und hoffe, die Antworten sind nachvollziehbar – natürlich wie immer mit dem vollsten Wissen meinerseits auf Unvollständigkeit und Schwankungen – je nach Tagesform.

von Karin Morgenthaler

Also zuerst möchte ich sagen, dass es mich natürlich sehr gefreut hat, dass mir eine Frage gestellt wurde, die ich hier auf diesem Blog beantworten soll/darf.  Sowas freut mein Bloggerherz! Und zugleich fordert es mich heraus; habe ich doch den Anspruch auf eine saubere Antwort mit möglichst vielen Aspekten, die ich mit einbeziehe!

Die innerlichen Luftsprünge wechselten sich ab mit meinen Fragen an mich selber: „Kann ich diese Fragen eigentlich genau beantworten? Kann ich alle Aspekte einbeziehen und zufriedenstellend Auskunft geben?“ Nein, kann ich nicht, da bin ich mir ziemlich sicher. Zumindest nicht in diesem Format – ein Blog sollte ja dann doch nicht ein Essay über 50 Seiten werden, sondern kurz und knackig daherkommen. Nun dann, auf geht’s!

Was für Anforderungen erlebe ich hier im Betula? Nun ja, ich glaube die Anforderungen, die an mich gestellt werden, kann ich nicht an das Betula knüpfen. Ich kann diese nicht festmachen an meinen Arbeitgeber, sondern es sind Anforderungen, die wohl jeder Person, welche im Sozialbereich tätig ist, gestellt werden. So sind Herausforderungen im Alltag für mich das Innehaben des sogenannten „doppelten Mandates“. Oder ein gewisser Zeitdruck, der beispielsweise seitens Einweiser herrscht. Berichte sollten besser gestern als heute geschrieben und Listen möglichst schnell ausgefüllt werden. Was manchmal gar nicht so einfach ist – denn die Dinge werden meist mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgefüllt; nach dem Motto der Normalität. Und wenn jemand beispielsweise mit einer Depression hier ist, hat diese Person garantiert andere Prioritäten als eine Checkliste auszufüllen oder einen Bericht zu lesen.

Eine weitere Anforderung ist für mich auch das „Aushalten“. Klingt jetzt einfach, ist es aber gar nicht immer. Eine Krise mit-aushalten. Aushalten, dass es aus der Aussensicht „nicht vorwärts geht“. Aushalten, dass andere Dinge nun wichtiger sind als eben die oben bereits genannten Checklisten und auch aushalten, wenn sich jemand dafür entscheidet, unser Angebot nicht mehr nutzen zu wollen. Aushalten dass jegliche Unterstützungsangebote ausgeschlagen werden oder auch aushalten, wenn es jemand im Moment gerade braucht, sich an uns „Professionellen“ stark zu reiben. Aushalten und vor allem Durchhalten im Anbieten von Beziehung – wenn nötig über Wochen.

Und eigentlich sind die Herausforderungen gleich auch die Dinge, die gelingen. Eine Krise mit-aushalten, es zulassen (natürlich bis zu einem gewissen Mass!), dass sich jemand an mir reiben muss momentan. Unterstützung bieten, auch wenn sich jemand gegen unser Angebot entscheidet, manchmal auch auf einem „unschönen“ Weg, das gelingt in dem eine Beziehung aufgebaut wurde. Eine offene, transparente Kommunikation. Sich nicht hinter Fachbegriffen, Theorien und „Dingen, die ich mal gelesen habe“ verstecken, sondern auch echt sein. Ich sein. Hand bieten, Fläche bieten, jemanden darstellen, an dem man sich reiben kann, mit der man diskutieren, lachen, weinen und nicht-einverstanden-sein darf. Aber ich bin auch manchmal einfach da, um einen Kaffee zu trinken oder bin am Sonntagabend mit von der Partie, wenn der „Tatort“ im TV kommt. All dies hilft, Beziehungen aufzubauen, Normalität zu leben. Und doch: ein professioneller Umgang in Krisensituationen gelingt auch dank Theorie, Erfahrung und Teamgeist.

Und was ebenfalls gelingend ist, kann ich garantiert am Betula festmachen: der lösungsorientierte Ansatz. Es ist so viel motivierender zu fragen: „Was war gestern, als du es geschafft hast pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen, anders?“ Statt: „Warum hast du es die letzten vier Tage niemals pünktlich zur Arbeit geschafft?.” Dieser Ansatz macht es auch für mich als Fragende so viel leichter – und lässt mir einen langen Atem. Die Stärken zu erfragen und sich mit jenen zu beschäftigen, hilft im Alltag ungemein. Es ermöglicht einen neuen, offenen, weiten Blickwinkel auf das „Jetzt“ zu werfen, ohne dass ich selber schon in ein Gefühl der Ohnmacht komme. Und dieser Ansatz hilft wiederum, Beziehungen zu festigen. Und dies hilft, in Krisenzeiten standhaft zu bleiben. Es ist also ein grosses Ganzes und alles hängt zusammen.

Ich hoffe, ich konnte die obigen Fragen klären, ohne noch mehr Fragen aufgeworfen zu haben. Oder doch? Vielleicht wollte ich ja mehr Fragen aufwerfen, damit ich auf diese in einem nächsten Blog wieder eingehen kann? Dies Geheimnis bleibt bei der Schreibenden!

„Unsere grösste Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.“  – Thomas Alva Edison,  US-amerikanischer Erfinder

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