Ist unsere Gesellschaft bereit für die Inklusion?

Von wegen «barrierefrei»! Woran scheitert die Inklusion?

Gemeinsam lernen, arbeiten, leben – ob mit oder ohne Behinderung: Das ist das große Ziel der Inklusion. Unter diesem Stichwort hat es in den letzten Jahren viele Anstrengungen gegeben, die Diskriminierung Behinderter abzubauen – von Barrierefreiheit bis zum Gleichstellungsgesetz.

Laut UN-Behindertenrechtskonvention soll allen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben ermöglicht werden. Es geht vor allem um die Öffnung der Regelschulen für behinderte Kinder. Sie soll ab 2014 umgesetzt werden. Der wohlgemeinte Beschluss macht Eltern und Lehrern auch Sorgen: Ist es für körper- oder geistig behinderte Kinder nicht besser, eine Förderschule zu besuchen, die auf ihre Bedürfnisse eingeht? Oder liegt in der Schaffung von Schonräumen bereits eine Stigmatisierung? Wer profitiert vom geteilten Alltag, der sich später im Arbeitsleben durch Behindertenwerkstätten fortsetzt? Und wie steht es mit gemeinsamer Freizeit im Urlaub, bei Konzerten, in Cafés? Wenn man die Bürger fragt, so äußern nur wenige Berührungsängste. Doch die Barrieren im Kopf sind noch immer präsent. Ist unsere Gesellschaft bereit für die Inklusion? Oder ist dieses Ideal noch zu weit für uns entfernt?

3 Kommentare zu „Ist unsere Gesellschaft bereit für die Inklusion?“

  1. Nein, ich glaube wir sind sehr weit davon entfernt, um für die Inklusion bereit zu sein. Einfach darum, weil es uns zu gut geht. Uns fehlt der für mich unabdingbare Charakterzug, bedingungslos zu Akzeptieren. Ohne einen Gedanken an den eigenen Vorteil im Sinne von “was bringt mir das, was habe ich davon?”.

    Wenn ich von uns spreche, meine ich Menschen der ersten Welt. Diejenigen, welche eigentlich alles haben, … und verlieren können. Wenn ich von “alles haben” spreche, meine ich die Befriedigung der Bedürfnisse im Sinne der Maslowschen Bedürfnispyramide. Wir sind längst auf der obersten Ebene angelangt, bei der Selbstverwirklichung. Und diese Selbstverwirklichung und wirtschaftliche Sicherheit ist es, welche wir verlieren könnten und unbedingt erhalten wollen. Unsere Charakterzüge sind auf dem Weg zur obersten Ebene geprägt von den Gedanken an die eigenen Vorteile, ohne sich überlebensnotwendig in ein Kollektiv einordnen zu müssen.
    Wir können es uns leisten, uns aus dieser Verantwortung frei zu kaufen. Wir können es uns leisten, Mitmenschen in Heimen am ach so schönen Waldrand zu platzieren, unsere Eltern in Alters- und Pflegeheimen zu Tode betreuen zu lassen. Wir können es uns leisten, unser schlechtes Gewissen bei Besuchen am Sonntag oder an einem Herbstmarkt frei zu kaufen. Wir finden eventuell Menschen mit Trisomie 21 noch irgendwie “härzig”, aber bei psychischen Auffälligkeiten hört unsere Toleranz schnell auf. Und so lange wir Mitmenschen aus der reinen Mutmassung, sie könnten eventuell irgendwann gefährlich werden, für 50 Jahre wegsperren ohne einen Anhaltspunkt ob sie je wieder freikommen, sind wir näher am Minority Report als an der Inklusion. Und ich spreche hier nicht von Menschen welche eine schwere Straftat begangen haben.

    Zu Pessimistisch? Mag sein. Aber leider erlebe ich selbst unter sogenannten “Professionellen” immer wieder die Situation, dass die Inklusion beim Feierabend um 17:00 Uhr endet, oder PolitikerInnen, welche in der Öffentlichkeit Inklusion predigen um ganz schnell zu vergessen diese auch zu leben. Dies zeigt sich leider auch in den Wortmeldungen zu diesem Blog. Es scheint ich bin der einzige, und das ist schade, denn ich weiss das viele lesen. Inklusion bedingt ein Akzeptieren ohne Gedanken an den eigenen Vorteil, das Einverlangen und das Vorleben derselben. Schönes Wochenende

  2. Du bist nicht allein mit deinen Gedanken,..

    In vielen Punkten stimme ich dir gern in deiner Aussage zu, jedoch nicht in allen Punkten.

    Der wichtigste Punkt wäre, die eigene gemachte Erfahrung.

    So das ein anderes neues Denken- zu der übernommen Meinung durch viele Generationen, die eigene neue gemachte Erfahrung kommt und ersetzt wird. Man dies zulässt und jeder für sich ganz persönlich annehmen kann. Letzteres ist bereits der allerwichtigste Punkt.

    Man könnte die Umsetzung zur Inklusion auch als die „ unendliche Geschichte „ bezeichnen. Reine Vermutung durch mich, kommt der Wahrheit jedoch sehr nah… 🙂

    In der heutigen Gesellschafft will man immer alles sofort. Nur man vergisst zu der Inklusion, das es ein sehr, sehr langer Entwicklungs & Lern & Reifeprozess zu beiden Seiten bedeutet und ist.

    Es beinhaltet nicht nur das Verständnis durch den Ottonormalo zum Behinderten, – sondern auch umgekehrt.

    Ob es jedoch wirklich eines Tages möglich ist 1:1 zu leben, ich weiß es nicht. Es würde sehr viel Geduld, Toleranz bedeuten im Gegenseitigem Verständnis im zueinander, miteinander…

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